Kommentar von Rudi Pistilli zur Nato-Doppelstrategie
Es ist interessant, wie russische Medien auf die Abschreckungsstrategie der Nato reagieren. Unterm Strich berichten Putins freundliche Blätter, dass die Nato schlicht einen Feind als Rechtfertigung ihrer Existenz brauche. Darin liegt wohl ein Fünkchen Wahrheit. Denke man nur an das Raketenabwehrsystem an der Westgrenze Russlands, das Europa Schutz vor einer Bedrohung durch den Iran bieten soll. Selbst von Militärexperten wird das hinterfragt.
Was die Nato zurzeit braucht, das sind gute Diplomaten, die Alternativen zur Konfrontation anbieten. Es ist durchaus Vorsicht geboten, will man nicht in die Zeiten des Kalten Krieges zurückfallen. Andererseits: Wladimir Putin zwingt die Nato mit seinem Stellvertreterkrieg in der Ukraine zum Handeln.
Die Nato wandelt auf einem schmalen Grat. Russlands Schachzug, in Syrien militärisch mitzumischen, erweist sich als wirkungsvoller Faustpfand. Das Assad-Regime ist seinem Protegé auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ärgert die Nato Russland zu sehr, wird automatisch der Konflikt in Vorderasien angeheizt, nehmen die Flüchtlingsströme wieder zu. Die Doppelstrategie zwischen Grenzen aufzeigen und Diplomatie, die Kanzlerin Merkel vertritt, ist somit im Kern richtig. Es bleibt aber ein heikler Balance-Akt.