Juristen sind in aller Regel zu pragmatisch, als dass man ihnen Verzweiflungsakte vorhalten könnte. Aber dass die Duisburger Staatsanwaltschaft nun plötzlich ein zweites Gutachten zum Loveparade-Drama anfordern will, ist kaum anders zu bewerten.
Warum so spät?
Wie ungeeignet das erste Gutachten aus Großbritannien war, ist der Öffentlichkeit augenscheinlich früher aufgefallen als den Auftraggebern der Staatsanwaltschaft: Das Gericht, das zum Entsetzen vieler Menschen entscheiden musste, dass es keinen Prozess auf Basis der Expertise von Keith Still geben kann, hatte sein Misstrauensvotum so früh gefällt, dass die Staatsanwaltschaft viel eher hätte umschwenken müssen. Sie blieb stur, es war ein schwerer Fehler.
Ein Fünkchen Hoffnung mag bei Opfern und Hinterbliebenen nun wieder glimmen, es wird indes wieder eine halbe Ewigkeit vergehen, bis das Oberlandesgericht entscheidet, ob es womöglich doch noch zu einem Prozess kommen wird. Das Drama nimmt kein Ende – es ist nur noch beschämend.