Die Haltung Belgiens in Sachen Kernkraft verärgert. Trotz Pannen hält Brüssel stur am Atomkurs fest. Es wird Zeit für eine europäische Atompolitik.

Sämtliche Städte in NRW müssen nach dem Neuzuschnitt der „Planungsgebiete für den Notfallschutz“ Jodtabletten für ihre Bürger vorhalten, nicht mehr nur jene in der unmittelbaren Gefahrenzone. Damit zog die Bundesregierung die Lehre aus der Katastrophe von Fukushima. Und plötzlich rückt das Risiko, das die Menschen in der Grenzregion zu Belgien seit langem spüren, auch der Bevölkerung in vermeintlich sicheren Gebieten ins Bewusstsein.

Doch die Folgen eines schweren Atomunglücks wären wohl kaum allein mit Jodtabletten zu bekämpfen. Sie bieten nur einen ersten Schutz, vor allem für Kinder. Im Ernstfall müssten womöglich Städte evakuiert, Menschen umgesiedelt und Verstrahlte versorgt werden. Wie das aussieht, kann man in Japan studieren.

Ein solcher Ernstfall wäre eine Katastrophe, die sich niemand wünschen kann. Umso mehr verärgert die Haltung Belgiens. Obwohl sich in den alten Reaktoren Panne an Panne reiht, hält die Regierung in Brüssel stur an ihrem Atomkurs fest und lässt die Proteste der besorgten Bevölkerung sowie der Landes- und der Bundesregierung abtropfen. So utopisch es klingt: Angesichts der Risiken wird es Zeit für eine europäische Energie- und Atompolitik.