Im Kampf um die internationale Reputation, die sich auch in den weltweiten TV-Honoraren niederschlägt, verliert die Bundesliga weiter an Boden. Ein Kommentar

Wenn demnächst in Mailand und Basel die Sieger der beiden Europacup-Wettbewerbe im Fußball gekürt werden, schaut die Bundesliga nur zu. Das könnte als Momentaufnahme abgetan werden, aber es ist mehr. Die Wahrheit lautet: Die Liga, die – wegen der TV-Gelder – verzweifelt um ihr internationales Ansehen kämpft, läuft Gefahr, gegenüber der spanischen und englischen Liga weiter an Boden zu verlieren.

In Spanien fasziniert gerade ein beispielloser Dreikampf um den Titel (Barça, Atletico, Real), bei dem den Spitzenreiter ein Punkt vom Tabellendritten trennt. Im Europacup konnte Jürgen Klopps Liverpool gerade noch verhindern, dass die Klubs der Primera División in den Finalspielen unter sich sind. Messi und Ronaldo verfügen unverändert über die größte Leuchtkraft unter den Fußball-Heroen.

Die englische Premier League zog zuletzt die ganze Welt in den Bann, weil Leicester City etwas Unvorstellbares gelang. Und in der nächsten Saison wird auf der Insel ein beispielloser Gigantenkampf der Startrainer toben, wenn Pep Guardiola, Jose Mourinho, Arsène Wenger und Jürgen Klopp aufeinandertreffen.

Und die Bundesliga? Verliert gerade ihren größten Glamour-Faktor. Im Vergleich zu Pep Guardiola, der den FC Bayern erst zur absoluten Weltmarke machte, kommt dessen Nachfolger Carlo Ancelotti, so kompetent und wohltuend gelassen der Italiener auch sein mag, eher langweilig rüber. Dortmunds Thomas Tuchel hat bei allem Potenzial noch keine Star-Qualitäten, von den anderen Klubs und deren Trainern ganz zu schweigen.

Schwer vorstellbar also, wie angesichts dieser Konstellation die Bundesliga in der kommenden Spielzeit die Fußballfans in Asien, Afrika und Amerika begeistern will. Es wird schon hier zu Lande schwer genug.