Zum Ruhrgebiet und seinen ­Traditionen gehört die außergewöhnliche Zuwanderungsgeschichte einer Region, die durch Migration erst groß wurde. Die Liste derer, die ins Revier zogen, ist lang. Anfangs verschlug es viele Polen ins auf­blühende Industriegebiet, nach dem Krieg folgten Hunderttausende Ost-Vertriebene.

Später kamen Gastarbeiter aus Südeuropa und der Türkei, nach dem Mauerfall Menschen aus der Ex-DDR und vom Balkan.

Mit Neubürgern, gleich welcher Herkunft, hat das Ruhrgebiet reichlich Erfahrung sammeln können. Nicht immer gelang die Integration, nicht überall fallen sich die Menschen hier gleich multikultiselig in die Arme. Aber immer ist das Ruhrgebiet mit und an seiner Zuwanderung gewachsen. Denn die dichte Abfolge der Migrationswellen hat dem Revier nicht nur wirtschaftlich Impulse gegeben. Die Region ist auch gelassener geworden im Umgang mit Andersartigkeit.

Es ist kein Zufall, dass Ausländerfeindlichkeit ausgerechnet dort besonders übel wuchert, wo es – wie in Teilen Ostdeutschlands – besonders wenig Ausländer gibt. Die Politik muss nun dafür sorgen, dass auch die aktuelle Zuwanderung hier als Gewinn erlebt wird. Das wäre der beste mentale Schutz gegen rechte Unsitten.