Essen. Das Thema „Umgang mit Schiedsrichtern“ bleibt nach dem Schmidt-Urteil aktuell. Auch die Unparteiischen sollten ihre Rolle hinterfragen. Ein Kommentar.

  • Das Thema „Umgang mit Schiedsrichtern“ bleibt nach dem Schmidt-Urteil aktuell.
  • Auch die Unparteiischen sollten ihre Rolle hinterfragen.
  • Ein Kommentar von Reinhard Schüssler.

Ob ein Urteil zu hart oder zu milde ist, lässt sich schwer beurteilen, solange es keine Präzedenzfälle gibt. Im Falle des Leverkusener Fußballtrainers Roger Schmidt wissen wir immerhin, dass der Verurteilte das Strafmaß von de facto drei Spielen Innenraum-Verbot für angemessen hält. Hat er sich doch an seine Ankündigung gehalten, das Urteil widerspruchslos zu akzeptieren, wenn es denn „in Maßen“ ausfiele.

Rudi Völler hat zum x-ten Mal das Rad überdreht

Schmidt, davon ist auszugehen, hat seine Lektion gelernt. Bei aller Kritik an seiner Respektlosigkeit gegenüber dem Schiedsrichter – es ist ihm abzunehmen, dass er sich wohl selbst am meisten über die sich daraus ergebende unmittelbare Konsequenz (Spielunterbrechung) erschreckt hatte.

Bei Rudi Völler sieht die Sache anders aus. Der immer noch populäre Bayer-Sportdirektor hat zum x-ten Mal das Rad überdreht und zeigt sich – anders als Schmidt – bis heute uneinsichtig. Sein Verhalten ist jedoch weniger ein Fall für den DFB als für den Verein. Bayer Leverkusen muss prüfen, ob ein Sportdirektor, der sich nicht im Griff hat und der sich regelmäßig zu Verschwörungstheorien versteigt, noch in einer öffentlichen Rolle tragbar ist. Beziehungsweise: ob Völler nicht vor sich selbst geschützt werden sollte.

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Von welcher Seite auch immer man das Sportgerichtsurteil betrachtet: Es dient vor allem dem notwendigen Schutz der Schiedsrichter, die sich im Fußball – im Unterschied zu ihren Kollegen in anderen Ballsportarten – immer stärkeren Aggressionen ausgesetzt sehen. Freilich sollten sich auch die Unparteiischen kritisch hinterfragen. Nicht von ungefähr wird ihr Verhalten – im aktuellen Beispiel auch das von Felix Zwayer – häufig als anmaßend bis provozierend empfunden.

Der Fall Schmidt könnte sich im Nachhinein also noch als hilfreich erweisen. Dann nämlich, wenn alle Beteiligten ihrer Verantwortung für das Spiel besser gerecht würden. Es wäre der Bedeutung des Fußballs für Millionen Menschen allemal angemessen.