Die Denkmal-Praxis ist Ausfluss leidvoller Erfahrungen: Die Abrisswut der 50er- und 60er-Jahre hat mehr alte Bausubstanz vernichtet als der Zweite Weltkrieg. Heute verkaufen Makler den Charme von Jugendstil-Bauten mit viel Gewinn.
Der jeweilige Zeitgeschmack darf nicht über Erhalt oder Vernichtung alter Bauten entscheiden – wir wissen nicht, was die Menschen in ein, zwei Generationen schön finden. Bis Goethe galt die Gotik als hässlich, heute ist der Kölner Dom Touristenmagnet und Weltkulturerbe. Genau wie Zeche Zollverein, die man nicht unbedingt schön finden muss. Aber in Großbritannien, wo sie alte Zechen komplett abgerissen haben, beneidet man uns heute um die erhaltene Industriekultur.
Denkmalschutz ist nötig – fraglich nur, ob jede Stadt im Revier ihre eigene Denkmal-Zeche, ihr eigenes Rost-Stahlwerk, ihr eigenes 70er-Jahre-Hochhaus braucht. Würde es nicht reichen, je ein Beispiel fürs ganze Ruhrgebiet zu erhalten? Aber dazu müsste man sich entscheiden können, dazu dürfte nicht jede Stadt für sich über Denkmäler entscheiden, dazu müsste das Revier mit einer Stimme sprechen. Müsste.