Obwohl die Meinungsforschung das Beben seit Monaten stabil vorausgesagt hatte, stand Amerika gestern mit weit aufgerissenen Augen vor dem politischen Andreas-Graben, der sich nach den Vorwahlen in New Hampshire auftut: Die Kantersiege des New Yorker Bau-Unternehmers Donald Trump bei den Republikanern und des sozialdemokratisch getakteten Senators Bernie Sanders auf demokratischer Seite stehen für einen monumentalen Stinkefinger.
Die Wähler beider großen Parteien haben die Geduld mit der eingefahrenen Werkstatt Washingtons und den herkömmlichen Technikern der Macht endgültig verloren. Seit Jahrzehnten wird dort „Change“ versprochen. Aber statt Wandel liefern die Hauptstadt-Eliten, so jedenfalls ist die weit verbreitete Wahrnehmung, immer nur die gleich Ausschussware.
Dass der sonst bei der Kandidaten-Auswahl ausgesprochen treffsichere Bundesstaat New Hampshire einen bisher durch nichts als Populismus, Sexismus und Rassismus aufgefallenen Milliardär und einen ergrauten Kapitalismuskritiker auf den Schild gehoben hat, zeigt: Die Unterströmungen in der amerikanischen Demokratie sind keine Einbildung mehr. Wenn die beiden herrschenden Parteien nicht klug auf die Zangenbewegung des Souveräns reagieren, der alles Etablierte von links wie rechts attackiert, könnte das ganze Fundament fortgeschwemmt werden.