Monika Willer zu den organisierten sexuellen Angriffen auf Frauen
Jede Frau hat einen inneren Radar, der in bestimmten Fällen Alarm auslöst. Im Parkhaus, im Fußgängertunnel, im letzten Regionalexpress von Düsseldorf nach Hagen. Nicht nur Orte, sondern auch Situationen lösen besondere Vorsicht aus. Betrunkene Männer in Gruppen erzeugen den größten Angstfaktor. Bei Männergruppen weiß man nie, wie sie drauf sind, wenn Alkohol im Spiel ist.
Die Täter von Köln machen mich so wütend. Aber die Verteidiger der Frauenrechte, die plötzlich allenthalben auf den Plan treten, die machen mich misstrauisch. Geht es ihnen wirklich um die Würde von uns Frauen? Sexuelle Übergriffe waren auch vor Köln Alltag in Deutschland. Und die meisten Täter kommen nicht aus fremden Kulturkreisen.
Bei sexueller Gewalt geht es nicht um Sex. Es geht um Demütigung, also um Macht. Das Ziel, Frauen zu erniedrigen, steckt hinter dem „taharrush gamea“, der gemeinschaftlich begangenen sexuellen Belästigung in der Öffentlichkeit, die in den Ländern der arabischen Welt ein Problem darstellt und wohl jetzt bei uns angekommen ist. Dass es so etwas überhaupt gibt, muss man erst einmal begreifen. Deshalb ist es nach Köln wichtig, über die Gewaltbereitschaft und das Frauenbild bestimmter Männer zu sprechen.
Und trotzdem: Die Opfer von Köln dürfen nicht instrumentalisiert werden, um pauschal gegen das Grundrecht auf Asyl Stimmung zu machen. Eine Lehre aus Köln sollte der Mut sein, unbequeme und komplizierte Themen endlich faktenorientiert zu diskutieren, ohne zu verallgemeinern oder mit Ängsten auf Stimmenfang zu gehen oder diejenigen, die eine andere Meinung vertreten, mit sogenannten Shitstorms mundtot zu machen.