Es gibt nicht viele Momente, die eine Nation für einen kurzen Moment innehalten lassen. Gestern war so einer. Helmut Schmidt ist tot. Im Alter von 96 Jahren endete das Leben eines Mannes, der zu den prägenden Persönlichkeiten der Bundesrepublik zählte. Ein Mensch, der provozierte und faszinierte, der polarisierte – eckig, kantig, geradlinig, pflichtbewusst. Ein Mensch, der niemanden ungerührt ließ. Dessen Härte gegen sich und andere viele Wunden schlug, Narben hinterließ. Der bis zum Ende unbeugsam blieb.

Er war der Lotse, der den Menschen in der Hamburger Sturmflut den Weg wies. Er war der Mann, der politisch alle Höhen und Tiefen erlebte. Der hart blieb, wenn er überzeugt war: in der Auseinandersetzung um den Nato-Doppelbeschluss, im Kampf gegen den RAF-Terror, im Koalitionsstreit mit der FDP, der ihn das Kanzleramt kostete. Und im steten Ringen mit seiner Partei, der SPD, die ihn achtete und respektierte, aber nie liebte.

Bis ins hohe Alter erhob Helmut Schmidt als Publizist und in zahlreichen Talkshows seine Stimme. Nur er durfte überall rauchen – Menthol-Zigaretten. Auch scheinbar Banales bleibt haften. Helmut Schmidt ist gegangen. Eine große Persönlichkeit ist verstummt.