Mit seiner Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik steht Bayern im Grunde gar nicht alleine da. In allen Bundesländern und in vielen Städten regt sich Unbehagen, weil sie es sind, die sich der täglichen Herausforderung stellen müssen, Flüchtlinge so menschenwürdig wie möglich unterzubringen, zu versorgen und zu integrieren.
Die Kritik aus der CSU-Spitze ist aber viel mehr als ein Ausdruck von Besorgnis. Sie ist ein Affront gegen die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende. Und – noch schlimmer – sie bedient und schürt Ängste, die in Teilen der Bevölkerung vorhanden sind. Wer von „Kontrollverlust“, „Überforderung“, vom „Stöpsel auf der Flasche“ und der „nicht mehr zu beherrschenden Notlage“ schwadroniert, der verlässt die sachliche Ebene, der dient sich Pegida und all jenen an, die weit rechtsaußen stehen. Das Flüchtlingsthema ist ungeeignet für Bierzeltrhetorik.
Geradezu abenteuerlich erscheint die Ankündigung, ausgerechnet den umstrittenen ungarischen Regierungschef Viktor Orban in die CSU-Landtagsfraktion einzuladen. Einen Rechtspopulisten und Brandstifter, der nichts weniger im Sinn hat als eine solidarische Flüchtlingspolitik. Einen, der die gemeinsamen europäischen Werte missachtet, der Minderheiten schikaniert und nicht viel auf Meinungsvielfalt gibt.
Seehofer, Söder und Friedrich lassen sich auf ein gefährliches Spiel ein, offenbar vor allem, um sich und ihre Partei zu profilieren. Am Ende wird es nur Verlierer geben.