Krafts Zurückhaltung ist nicht das einzige Personalproblem der SPD. Ihr populärster Kopf ist Steinmeier. Er indes will nicht Kanzlerkandidat werden.
Sie werde „nie, nie“ als Kanzlerkandidatin nach Berlin gehen, hat Hannelore Kraft vor knapp zwei Jahren den Sozialdemokraten in NRW geschworen. Die neue Umfrage zur personellen Lage der SPD scheint der Ministerpräsidentin nachträglich Recht zu geben: Denn die Unterstützung für Kraft, das zeigen die nüchternen Zahlen, kommt zu einem Gutteil aus NRW – im Norden und vor allem im Osten der Republik dagegen hält sich die Popularität der Genossin aus dem Ruhrgebiet in engen Grenzen.
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Die Ministerpräsidentin des größten Bundeslandes als rein regionaler Machtfaktor ohne große bundespolitische Ambitionen. Ein Zeichen mangelnden Selbstbewusstseins? Nicht unbedingt. Hannelore Kraft tut gut daran, sich auf NRW zu konzentrieren. Probleme wie der Abbau der Neuverschuldung, die Umwälzungen in der Schullandschaft oder die absehbare anstehende Integration Zehntausender Flüchtlinge vertragen keine Teilzeit-Regierungschefin, die stets mit einem Auge nach Berlin schielt.
Krafts Zurückhaltung ist nicht das einzige Personalproblem der SPD. Ihr mit Abstand populärster Kopf ist Frank-Walter Steinmeier. Als Außenminister kann er sich als Krisenmanager von Kiew bis Teheran profilieren. Seine präsidiale Art kommt an. Dumm nur: Steinmeier will nicht Kanzlerkandidat werden. Zudem haftet ihm der Makel an, 2009 das schlechteste Ergebnis der SPD bei einer Bundestagswahl überhaupt eingefahren zu haben.
Also läuft wohl alles auf Gabriel zu. In der Umfrage liegt der Parteichef bei den SPD-Anhängern zwar deutlich hinter Steinmeier, aber auf gleicher Höhe mit Kraft. Damit kann Gabriel leben. Es hätte schlimmer kommen können für den Vorsitzenden, dessen wirtschaftsnaher Kurs sowie seine Eskapaden wie das Treffen mit Pegida-Leuten so manchem in der SPD missfallen.
Gabriel muss 2017 als Herausforderer Angela Merkels antreten und nicht erneut – wie 2013 mit Peer Steinbrück – einem anderen den Vortritt lassen. Sonst kann er gleich als Parteichef abtreten. Gabriel hat keine Wahl. Und die SPD auch nicht.