Die CDU ist genauso ein Kanzlerwahlverein wie früher. Bei wenigen Themen wird es einem das so krass vorgeführt wie gerade in der Griechenland-Politik.

Die CDU ist eine erfolgshungrige Partei. Ohne Not, ohne in den Abgrund geschaut zu haben, geht sie ihre Modernisierung an. Nicht alles an der Parteireform wird überzeugen, aber die Haltung durchaus. Die Christdemokraten handeln aus einer Position der Stärke heraus, als Kanzlerpartei, auf der Basis guter Umfragewerte.

Die Parteichefin Angela Merkel wird die CDU in einem deutlich besseren Zustand hinterlassen, als sie sie einst als Generalsekretärin vorgefunden hat.

Organisatorisch spricht alles dafür. Die Bemühungen, zum Beispiel mehr Frauen für die Partei zu gewinnen, passen überdies zum programmatischen Wandel. Erst hat die CDU eine Frau an ihrer Spitze ertragen (lernen), dann hat sie in der Regierung ihre Familienpolitik der Zeit angepasst. Als Nachzüglerin folgt die Partei jetzt und soll ihr Innenleben so gestalten, dass es mit Familie und Beruf vereinbar wird.

Man hat beim Urheber der Reform, bei Peter Tauber, den Eindruck, dass Merkel sich ohne Hintergedanken einen Generalsekretär ausgesucht hat; nicht, weil sie einen bestimmten Verband einbinden will oder weil sie sich seine Wahlkampf-Qualitäten zu Nutze machen wollte, sondern weil Tauber helfen kann, die CDU jünger, moderner, offener und netzaffin zu machen. Er ist seit Langem der erste Politiker, den Merkel nicht nur laufen lässt; sondern auch fördert. Ohne ihre Rückendeckung wäre Taubers Vorstoß für ein Einwanderungsgesetz vergeudete Zeit. Mit der Kanzlerin im Hintergrund hat er eine Erfolgschance.

Die CDU des Jahres 2015 ist allerdings genauso ein Kanzlerwahlverein wie früher. Bei wenigen Themen wird es einem das so krass vorgeführt wie gerade in der Griechenland-Politik.

Aus politischer Selbstachtung müsste die Mehrheit der CDU gegen die faktische Haftungs- und Solidarunion stimmen. Man sagt trotzdem „Ja“ – weil man Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble nicht fallen lassen kann. Die Loyalität zu den Personen ist viel zu oft größer als zur Überzeugung.

Wenn Merkel eines Tages aufhört, wird die CDU eine schlagkräftige Partei sein, die nicht mehr so genau wissen wird, für was oder für wen es sich zu kämpfen lohnt. Merkel ist die CDU, und die CDU ist Merkel. Die Partei geht mit der Zeit, um Kanzlerwahlverein bleiben zu dürfen. Dagegen gibt es nichts zu sagen, außer vielleicht, dass wenig Sinn und Zusammenhalt daraus erwachsen kann.