SPD und Grüne regieren unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft so harmonisch, wie es zu Zeiten ihrer Amtsvorgänger Wolfgang Clement oder Peer Steinbrück kaum vorstellbar gewesen wäre. Kraft ist davon überzeugt, dass Streitkoalitionen weder bei den Wählern beliebt noch inhaltlich erfolgreich sind. Deshalb lässt sie dem grünen Partner größere Spielräume zur Profilierung als den Traditionalisten ihrer SPD aus Industrie und Gewerkschaften lieb sein kann.
Leidtragender des unbedingten rot-grünen Harmoniebedürfnisses war lange SPD-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, der oft zurückstecken musste und schon zum bloßen „Rhetorik-Minister“ ohne Durchschlagskraft gestempelt wurde. Seit Jahresbeginn ist Schluss mit Schmusekurs. Duin zeigt endlich „klare Kante“, spricht Klartext und liefert Ergebnisse: Die grünen Lieblingsprojekte Klimaschutzplan und Landesentwicklungsplan wurden zu Papiertigern geschrumpft, das Schlimmste für die Braunkohleindustrie verhindert. Der Wut-Brief des Ministers mag den Koalitionsfrieden stören. Doch er belebt die Debattenkultur einer Landesregierung, die in Ruhe zu erstarren droht.