Wer einen tollwütigen Hund füttert, darf keine Dankbarkeit und keine Loyalität erwarten. Der Hund wird zubeißen, es ist nur eine Frage der Zeit. Die Türkei hat die Fanatiker des "Islamischen Staates" lange Zeit unterstützt, sie unbehelligt nach Syrien einreisen lassen, ihre verletzten Kämpfer medizinisch versorgt, ihnen offenbar sogar Waffen und militärische Aufklärung geliefert.

Der IS und andere dschihadistische Gruppen waren für Ankara ein probates Mittel, das verhasste Assad-Regime zu stürzen und eine unabhängige, sozialistisch geprägte Kurdenregion an der südlichen Grenze zu verhindern. Noch heute sind sie für Präsident Erdogan und die türkische Regierung ein geringeres Übel als ein freies Kurdistan.

Dass das nicht gut gehen kann, war klar. Die Geschichte zeigt, dass sich Dschihadisten einen Dreck darum kümmern, wer sie unterstützt hat, das mussten auch die Saudis schmerzhaft erfahren.

Jetzt trägt der IS den Krieg in die Türkei, das grauenhafte Attentat von Suruc wird nicht das letzte bleiben. Es hat sich gegen junge Menschen gerichtet, die beim Aufbau des zerstörten syrisch-kurdischen Kobanes helfen wollten.

Der Anschlag wird die Spannungen zwischen Kurden und Türken wieder anheizen und den ohnehin äußerst fragilen innertürkischen Friedensprozess noch mehr beschädigen.

Bitter ist auch, dass es noch kein deutscher Regierungspolitiker gewagt hat, öffentlich den selbstmörderischen Schmusekurs des Nato-Partners Türkei gegenüber dem IS zu kritisieren – obwohl der auch die Sicherheit der in der Türkei stationierten Bundeswehr-Soldaten gefährdet.