Es ist sehr viel wertvolle Zeit vergeudet worden in der griechischen Schuldenkrise. Und auf beiden Seiten sind die Emotionen hoch gekocht. Da hilft nur eins: verbale Abrüstung und Vernunft.

Griechenland muss alles daran setzen, endlich die Strukturen aufzubauen, die das Land benötigt, um nicht dauerhaft von Krise zu Krise zu stolpern. Neuwahlen im Herbst, wie sie jetzt offenbar angedacht, gehören nicht dazu. Sie kosten wieder wertvolle Zeit. Griechenland bräuchte eine Regierung der nationalen Einheit mit einem zupackenden Regierungschef, der endlich das Lamentieren und Klagen beendet.

Doch auch auf der anderen Seite wäre etwas mehr Zurückhaltung angebracht. Was soll das Gerede vom Grexit auf Zeit? Was soll die Debatte über einen Griechenland-Soli? So kann man Mitgefühl und Solidarität auch torpedieren. Europa muss sich wieder auf seine Stärken besinnen und zusammenstehen. Es wird ja nicht leichter: Das schuldengeplagte Spanien wählt im Herbst ein neues Parlament. Katalonien drängt in die Unabhängigkeit, und die Briten stimmen über den Verbleib in der EU ab. Der Stressmodus bleibt hoch.