So jung, so naiv, so absolut ahnunglos: Nezet S. hat vor Gericht einige Lacher geerntet mit seiner Vorstellung vom Heiligen Krieg. Ausschlafen, viele Frauen, schöne Landschaften... Dabei ist die Sache ernst. Dieser Mann ist angeklagt, als IS-Terrorist gekämpft zu haben, womöglich also getötet. Es gibt Hinweise, dass er zuhause Weiteres plante.

Hat dieser Schüler aus Mülheim – Moslem, aber nicht strenggläubig erzogen – wirklich geglaubt, was man ihm erzählte von Lagerfeuer-Romantik, Zusammenhalt, Entspannung in den Bergen? Ahnte er nicht, wie viel Tod und Zerstörung in dem Land, das nicht das seiner albanischen Eltern ist, wirklich herrschen?

Zumindest wäre er nicht der erste, der glaubt, glauben will, was der IS verspricht. Weil er suchte, was er in Deutschland nicht fand: Freundschaft, Anerkennung, eine Aufgabe.

Nach einer schwachen schulischen und einer gewissen kriminellen Karriere war seiner Reise womöglich weniger Aufbruch als Flucht. Nezet S. sagt selbst, er habe ein Held sein wollen. Er hat auch das nicht geschafft; vielleicht hatte er weniger Mut als andere, vielleicht hing er trotz allem an seinem Leben. Wir müssen wohl sagen: zum Glück.