Impfen bleibt Privatsache: Die bundesweite Impfpflicht gegen Masern ist vom Tisch. Die Koalition will zwar die Masern ausrotten – scheut aber den entscheidenden Schritt. Das ist schade.
Dabei hätte die Regierung bei den Deutschen damit offene Türen eingerannt: Die Mehrheit der Bundesbürger ist laut Umfragen für eine Impfpflicht – die Impfgegner, die Impfskeptiker und die Impfmüden sind in der Minderheit.
Doch gerade um diese Minderheit geht es: Wer keinen Impfschutz hat, gefährdet nicht nur sich selbst. Er gefährdet auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können – zum Beispiel, weil sie noch zu klein dazu sind.
Ausrottung der Masern gescheitert
Deutschland hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2015 die Masern auszurotten. Das hat nicht funktioniert. Stattdessen haben sich Anfang des Jahres allein in Berlin über tausend Menschen neu mit Masern angesteckt.
Sobald sich irgendwo in Deutschland im nächsten Winter erneut die Masernfälle häufen, wird die Frage wieder virulent werden: Wie viel Impffreiheit ist gesund – und ab wann wird aus der Freiheit Egoismus?
Die Impfpflicht ist politisch vorläufig vom Tisch – aber sie bleibt im Raum: als Verpflichtung.