Ausländische Studenten fassen nicht richtig Fuß in Deutschland – umgekehrt scheuen viele deutsche Studenten den Schritt ins Ausland. Was ist da los? Hat Deutschland ein Problem mit Weltoffenheit und Internationalität? Wohl kaum, oder? Die deutschen Wissenschaftler und Firmen sind weltweit vernetzt. Zehntausende junge Ausländer kommen jedes Jahr an die deutschen Unis, um hier zu studieren. Und auch die deutschen Studenten würden vermutlich deutlich öfter für ein paar Semester ins Ausland gehen, wenn sie es ich leisten könnten – finanziell und mit Blick auf den eng getakteten Studienplan.

Die Bologna-Reform der Hochschulen hat in diesem Punkt Gutes gewollt, aber das Gegenteil erreicht: Studierende sollten durch vergleichbare Studiengänge international beweglicher werden – doch gerade in Deutschland sind die Studiengänge oft so kalkuliert, dass Freiräume kaum noch möglich scheinen. Und auch für ausländische Studenten kann die Welt eng aussehen: Wenn sie mitkriegen, wie groß Vorbehalte und Hürden im deutschen Alltag und bei deutschen Behörden sind.

Das gilt im Übrigen auch für jene Akademiker, die als Zuwanderer oder Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Viele sind hochqualifiziert – haben aber oft keine Chance, in ihren Berufen zu arbeiten. Für ein Land, das solche Angst vor einem Fachkräftemangel hat, erlaubt sich Deutschland schon ziemlich lange, viele Menschen – und viele Lösungen – einfach zu übersehen.