Eine Reform der Lehrerausbildung ist ein politisches Statement. Die Gefahr einer Überfrachtung des Lehrerberufs mit politischen Wünschen geht alle an.
Eine Reform der Lehrerausbildung ist auch ein politisches Statement: Welche pädagogischen Weichenstellungen sind einer Regierung wichtig, welche eher nicht. Die rot-grünen Vorschläge sind hier von erfrischender Klarheit: Ein Studienrat muss in NRW kein Latein mehr können, dafür den Umgang mit „Vielfalt im Klassenzimmer“ beherrschen. Er soll sonderpädagogisch versiert sein und mit Hilfe digitaler Medien die individuelle Förderung seiner immer unterschiedlicher begabten und leistungsfähigen Schützlinge vorantreiben.
Wer sich in Lehrerzimmern des Landes umhört, weiß, dass solche hehren Düsseldorfer Ideen an der Realität zerschellen. Lehramtsausbilder sind heute froh, wenn sie dem Nachwuchs nach einem straffen Studium im 18-monatigen Vorbereitungsdienst das nötigste Rüstzeug für den täglichen Unterricht mitgeben können.
Wie darin „sonderpädagogische Basiskompetenzen“ und mehr Platz finden sollen, mag man sich nicht vorstellen. Den Bedeutungsverlust des Latinums beklagen vielleicht nur noch bildungsbürgerliche Kreise, auch andere Bundesländer haben die tote Sprache längst ausrangiert. Die Gefahr einer Überfrachtung des Lehrerberufs mit politischen Wünschen aber geht alle an.