Die Lokführergewerkschaft GDL kehrt im Tarifstreit mit der Bahn zu ihrer bekannten Taktik zurück: flächendeckende Streiks androhen, Zeitpunkt offen lassen – mit dem Ergebnis, dass Hunderttausende Menschen, die täglich auf den Zug angewiesen sind oder Reisepläne haben, mit dem Hinhaltefaktor und der Verunsicherung leben müssen. Im Zweifel werden sie dann doch aufs Auto umsteigen. Der wirtschaftliche Schaden trifft die Bahn, der Imageschaden das System Schiene.
Denn jene 24 Stunden Vorwarnzeit, die GDL-Boss Claus Weselsky bei den GDL-Streikaktionen ja für angemessen hält, sind es eben nicht. Das ist das eigentlich Ärgerliche in diesem Dauerkonflikt, in dem sich nicht im Ansatz eine Lösung abzeichnet. Die Bahn wird nicht dulden, dass es unter ihrem Dach verschiedene Tarifverträge für die gleiche Berufsgruppe gibt. Die GDL wird sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, wenn es um den Kampf gegen die Konkurrenzgewerkschaft EVG geht.
Der Staat darf sich nicht einmischen. Das ist gut so. Das Tarifeinheitsgesetz wird ebenfalls keine kurzfristige Lösung bringen, weil der Rechtsweg nicht beschritten ist. Also sollten es beide Seiten mit einem Moderator versuchen, der auch Entscheidungskompetenz erhält. Das wäre ein Signal der Vernunft. Und Vernunft ist gerade in diesem Fall ein guter Ratgeber.