Selten ist polizeiliches Fehlverhalten in Amerika so erschütternd festgehalten worden wie auf dem Video, das den sinnlosen Tod von Walter Scott zeigt. Was abseits der Rassenfrage ohnmächtig macht, ist die Beinahe-Gewissheit: Ohne den Live-Mitschnitt eines Passanten würde niemand über die obszöne Willkür von Officer Slager reden. Sie kann nicht hart genug bestraft werden.
Der Ruf nach „Body Cams“, die jeden Kontakt von Ordnungshütern mit verdächtigen Bürgern auf Film festhalten, ist aber nur Ersatzbefriedigung. In den Köpfen von Polizisten, die schneller schießen als denken, fehlt Fundamentales: Empathie. Slager ist kein Einzelfall. US-Polizisten sind unterbezahlt, überbewaffnet und hypernervös. Sie sind miserabel in Methoden trainiert, Situationen ohne Waffe zu entschärfen. Fehleinschätzungen haben darum tödliche Konsequenzen. Eine hausgemachte Schande.