Es klang fast patriotisch, als der niederländische RWE-Chef Peter Terium unlängst erklärte, er wolle dafür sorgen, dass das Licht an bleibt in Deutschland. Was für eine überflüssige Phrase, hätte man noch vor wenigen Jahren gedacht. Wenn nicht die Stromkonzerne für unser Licht sorgen, wer sonst?

Anno 2015 hat die Energiewende diese Frage ihrer Rhetorik entkleidet. RWE sieht durch Gabriels Vorstoß sein wichtigstes Standbein samt 30.000 Arbeitsplätzen in Gefahr, Eon die klassische Stromerzeugung als Auslaufmodell.

Wo also der Strom herkommen soll, wenn der Wind mal nicht weht und Wolken die Sonne ihrer Kraft berauben, ist zu einer wirklich ernsten Frage geworden. Nicht nur für das Energieland NRW.

Jobs in Braunkohlekraftwerke gefährdet

Teriums Bekenntnis zum Kohlestrom war als Seitenhieb auf den Konkurrenten aus Düsseldorf gedacht, der seine konventionellen Kraftwerke tatsächlich loswerden will. Als Terium das letzte Woche sagte, hatte er freilich noch die Hoffnung, die Regierung werde die Probleme der klassischen Versorger in irgendeiner Form lindern. Stattdessen will Gabriel mit Strafabgaben alte Kohlemeiler vom Markt drängen.

Treffen würde das vor allem RWE mit seinen Braunkohlekraftwerken. Sie stoßen die größten Mengen an Kohlendioxid aus und stehen daher den Klimazielen der Regierung im Wege. Andererseits wird wegen des Atomausstiegs der Kohlestrom noch jahrzehntelang gebraucht.

Dass sich der dreckige Braunkohlestrom noch am ehesten rechnet und die sauber­sten Gas- und modernsten Steinkohlekraftwerke am wenigsten, ist ein weiteres Paradoxon der Energiewende.

Moderne Kraftwerke müssen rentabel betrieben werden können

Wenn der Staat will, dass die Konzerne weiter konventionellen Strom erzeugen und dies möglichst sauber, muss er ihnen auch die Chance geben, moderne Kraftwerke rentabel betreiben zu können.

Der Alarm aus dem RWE-Turm mag überzogen sein. Doch auch durch den Lobbyismus-Filter dringt noch genügend Besorgniserregendes. Wenn außerdem mit Eon der größte Stromproduzent in Deutschland keinen konventionellen Strom mehr erzeugen will, sollte auch der letzte Berufsoptimist, sprich Politiker, sich dann doch mal die Frage stellen, ob die Energiewende wirklich auf ei­nem guten Weg ist.

Oder doch der Letzte das Licht ausmacht.