Kohle, Gas und Kernkraft – das war einmal die alte Eon-Welt. Damit soll bald Schluss sein: Künftig will sich Eon auf Geschäfte rund um die erneuerbaren Energien konzentrieren. Die Energiewende verändert das Unternehmen mehr, als es zu erahnen war.

Der Konzern mit seinen 60.000 Beschäftigten wird in absehbarer Zeit zweigeteilt. 40 000 Mitarbeiter bleiben bei Eon und sollen sich um Zukunftsgeschäfte kümmern. 20 000 Menschen wechseln in eine neue Gesellschaft, die sich mit dem alten Eon-Kerngeschäft befasst. Eon zerlegt sich selbst. Es ist auch das Eingeständnis von Konzernchef ­Johannes Teyssen, dass die bisherige Strategie aller Voraussicht nach nicht zum Erfolg führt. Stattdessen gibt es einen radikalen Neustart.

Das ist ein mutiger Schritt, doch löst er auch die Probleme des Energieversorgers? Teyssen argumentiert, es sei schwierig, als breit aufgestelltes Unternehmen sowohl in der neuen als auch in der klassischen Energiewelt erfolgreich zu sein. Mag sein. Der Betrieb eines Großkraftwerks ist etwas anderes als die kleinteilige Realität der Energiewende, in der womöglich fast jedermann seinen Strom selbst erzeugt oder die eigene Wohnung mit Stromspar-Technologie ausrüstet.

Doch Eon kann sich nicht einfach von der Vergangenheit verabschieden, um entspannt die Zukunft zu gestalten. Das teure Erbe der Atomkraft bleibt bestehen – auch in der Eon-Nachfolgefirma. Ob die bisherigen Finanzrückstellungen ausreichen, ist längst nicht klar. Die Risiken auf Staat und Steuerzahler abzuwälzen, wäre unsauber. Zudem muss sichergestellt sein, dass die Technologie in den Kernkraftwerken nicht in die falschen Hände gerät, wenn Eon Firmenanteile verkauft.

Ob die Neuaufstellung von Eon als Blaupause für andere Energieversorger dient, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur die Unsicherheit in der Branche. Zuletzt sind bei Eon innerhalb von gerade einmal neun Monaten mehr als 2200 Arbeitsplätze weggefallen, beim Essener Konkurrenten RWE waren es sogar 4400 Stellen. Das trifft insbesondere NRW. Die einst so stolzen Unternehmen befinden sich im Schrumpf- und Krisenmodus – und das dürfte noch einige Zeit so bleiben.