Wenn man es diplomatisch ausdrücken möchte, dann kann man die Reaktion der SPD auf das Gutachten der Wirtschaftsweisen als authentisch bezeichnen. Das Ergebnis passt den Sozialdemokraten nicht in den Kram. Und weil man keine Lust hat, sich mit den unangenehmen Argumenten auseinanderzusetzen, agiert man lieber mit diffamierenden Kampfbegriffen wie „neoliberal“ und stellt einfach die Methodik der Untersuchungen infrage – oder am besten gleich die Existenz des Sachverständigenrates. Das ist dann nicht nur authenisch, sondern irgendwie auch konsequent. Denn wann haben Politiker je auf ihre Experten gehört? Neu ist nur, dass man sich mittlerweile nicht mal mehr scheinheilig für die 400-Seiten-Werke bedankt, um sie anschließend still zu ignorieren. Jetzt wirft man sie gleich mit einem Rumms in die Ablage „P“.

Und inhaltlich? Ist es wirklich „hanebüchen“, einen Mindestlohn, der erst 2015 kommt, für die aktuelle Konjunkturflaute verantwortlich zu machen? Verstünde die SPD-Generalsekretärin etwas von Wirtschaft, dann wüsste sie, dass Unternehmen ihre Investitionsbereitschaft von Erwartungen abhängig machen. Leider hat die Koalition wenig unterlassen, um genau die nachhaltig zu trüben.