Essen.

Eine Stadtführung der etwas anderne Art erlebten Schüler des Sophie-Scholl-Gymnasiums aus Oberhausen. In der Essener Innenstadt haben sie erfahren, was Näherinnen in Bangladesh an der Schuhproduktion großer Sportfirmen verdienen.

„Nordamerika bunkert Kekse“, sagt Miriam Streit, Politikstudentin aus Münster. Die gewöhnlichen Schokoladen-Kekse sind Symbole für Geld und die 26 Zeus-Reporter der Klasse 8d des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Oberhausen stehen aufgeteilt in Kontinentengruppen vor der Studentin.

Nordamerika und Europa haben viele Kekse, bloß die Chinesen und Afrikaner haben im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen wenig Süßes. Der ungleich verteilte Reichtum wird in Form von Schoko-Plätzchen greifbar: So simpel können internationale Beziehungen manchmal sein, zumindest bei der „KonsumGlobal“-Stadtführung, einem Angebot der Jugendorganisation des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Keine Jahreszahlen

Streit führt die Schüler durch die Essener Innenstadt und stoppt nicht am Domschatz, sondern vor Schuhgeschäften und Schnellimbiss-Ketten. Bei dieser Stadtführung gibt es Konsumkritik statt Jahreszahlen von Denkmälern, Rollenspiele mit brasilianischen Großgrundbesitzern statt erste urkundliche Erwähnungen von Kirchenbauten.

Vor einem Textilgeschäft sortieren die Schüler mithilfe von Bildern die beispielhafte Produktion einer Jeans über Indien, Taiwan und Polen nach Deutschland. „Dass eine Jeans so viele Stationen hat und die Näherinnen so wenig verdienen, wusste ich nicht“, gesteht Ben Wolf. „Ich werde in Zukunft genauer darauf achten, was für Produkte ich einkaufe,“ ergänzt seine Mitschülerin Jana Konka.

Der Weg der Jeans verblüfft

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat die „KonsumGlobal“-Führungen als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Junge ehrenamtliche Stadtführer wie die Master-Studentin Miriam Streit zeigen in der Fußgängerzone, was jeder beim Shoppen gegen Kinderarbeit oder Umweltverschmutzung tun kann. Vor allem die Weltreise der Jeans vom Baumwollfeld in Indien auf den Ladentisch in große Einkaufszentren in Deutschland hat die Schüler verblüfft.

„Eigentlich müsste auf einer Jeans ‘made in the world’ stehen und nicht zum Beispiel ‘made in UK’“, sagt Miriam Streit. Die Schüler nicken und nehmen sich fest vor, beim nächsten Einkauf - egal ob beim Metzger oder im Schuhgeschäft - nachzufragen, woher die Produkte wirklich kommen.