Dortmund. . Zeus-Reporter besuchten die DASA in Dortmund. Dort entdeckten sie die Lust am Selbermachen und erfuhren, was Tüftler aus einem alten Ikea-Sessel so alles machen können
Stellt euch vor, ihr seid zum Skifahren in den Bergen. Und dann werden sie plötzlich von einem Schlitten überholt. Es ist aber kein gewöhnlicher Schlitten, sondern ein Sessel von Ikea, der zu einem Schlitten umgebaut wurde.
Dies ist nur eine von vielen Kuriositäten, die die Besucher in der Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA) bestaunen können. In der Ausstellung „Do it yourself: Die Mitmach-Revolution“ können sie die Lust am Selbermachen noch bis zum 28. April 2013 erleben. Fünf Zeus-Reporter nutzten das Angebot und fuhren gemeinsam nach Dortmund.
Dort erfuhren sie, dass alles mit der Zeitung „Selbst ist der Mann“ begann. Sie erschien erstmals 1957 unter dem Motto „Mach's billiger, mach's besser, mach's selbst!“. Weil in der Nachkriegszeit Facharbeiter erfolglos gesucht wurden, mussten viele Leute ihre Sachen selbst reparieren.
Apparat mit Schlagring-Wählscheibe
Neben dem Sessel sahen die Schüler weitere interessante Ausstellungsgegenstände: Es gab unter anderem einen Apparat mit Schlagring-Wählscheibe von 1911. Elke Hübner, die die Gruppe durch die Ausstellung führte, erzählte dazu eine interessante Geschichte: Ein Bestatter bekam sehr wenig Telefonate und so hatte er den Verdacht, dass das Fräulein von der Telefonvermittlung von der Konkurrenz bestochen wurde und die eingehenden Anfragen nur seinem Konkurrenten durchstellte. Damit die Telefonistin die Verbindungen nicht mehr manipulieren konnte und die für ihn bestimmten Telefonate auch bei ihm ankämen, erfand er den Apparat mit Schlagring-Wählscheibe. So konnten die Kunden ihn direkt erreichen.
Der Sessel ist ein Beispiel für den neuen Trend: Ikea-Hacking. Dabei geht es darum, aus einem Möbelstück der schwedischen Firma etwas Neues zu tüfteln. Einen Sessel in einen Schlitten umzuwandeln, klingt für die Besucher extrem kompliziert. Elke Hübner hatte einen Tipp: „Es gibt im Internet zahlreiche Anleitungen zum Ikea-Hacking. Schauen Sie doch selbst einmal nach!“
Ein weiteres außergewöhnliches Exponat ist das Datenklo, das 1984 vom Chaos Computer Club erfunden wurde. Hierbei handelt es sich um einen Akustikkoppler, bei dem Gummidichtungen verwendet werden, die normalerweise zwischen Spülwasserrohr und WC-Becken eingesetzt werden. Man durfte zu dieser Zeit legal nur mit einem Mietmodem der Deutschen Bundespost ins Internet. Für den Normalverbraucher war dies jedoch zu teuer. Deshalb wurde 1985 die Anleitung zum Nachbau veröffentlicht.
Neuer Einkaufstrend
Die Besucher informierten sich auch über den Einkaufstrend, bei dem es Gestaltung und Bestellung im Internet geht. Er nennt sich Customization Digital. Immer mehr Kunden gestalten ihr eigenes, individuelles Design für Schule, Kleidung und Ausrüstung im Internet. Sie wählen unterschiedliche Modelle, Farben, Materialien und Muster aus. Das hergestellte Design landet in einem Pool, wo es von anderen Käufern erworben werden kann.
Auf der DASA gibt es dafür ein tolles Beispiel, das Elke Hübner vorstellte: 2010 veranstaltete der Sportartikelhersteller Nike einen Wettbewerb im Internet. Dabei ging es darum, am PC einen Turnschuh für den Musiker Jan Delay zu gestalten. Das Gewinner-Design wurde nur in einer Kleinstauflage von zwei Stück produziert – ein Paar bekam der Sieger, eins bekam Jan Delay.
Im Anschluss an die Führung konnten die Schüler im Tüftler-Lab selbst Hand anlegen und aus einem Blumentopf, Pergamentpapier und Tapetenkleister ein Musikinstrument, eine Trommel bauen. Hier kamen Erinnerungen an die Kindergartenzeit wieder hoch.
In Zeiten von Ikea-Hacking im Internet begeistern sich viele junge Menschen für traditionelles Heimwerken und Basteln. Sie stricken zu oder reparieren zerbrochenes Glas mit einem Stück Holz. So wird das Gleichgewicht zwischen Neuem, Modernem und Altem erhalten.
Auch wenn der Sessel von Ikea noch so gemütlich ist: Ein Besuch in Dortmund lohnt sich.
Lena Walbrecht , Klasse: 8b , Gymnasium Langenberg , Velbert