Bad Berleburg. . Die Jung-Stilling-Schule in Ewersbach plant eine Veranstaltung zu übermäßigem Medienkonsum und Realitätsverlust. Zeus-Reporter Thomas Stowasser hat die Schulleiterin gefragt, warum das Thema so wichtig ist.

Welche Auswirkungen haben übermäßiger Fernsehkonsum und Computerspiele auf Kinder und Jugendliche? Diese Frage wird in den Medien immer wieder diskutiert und stellt Eltern vor eine große Herausforderung. Wie viel Fernsehen und Computer ist „gut“ und ab wann schadet es meinem Kind?

Zeus-Reporter Thomas Stowasser hat mit Irene Hermann, der Schulleiterin der Jung-Stilling-Schule in Ewersbach, darüber gesprochen. Die Schule plant eine Veranstaltung zu dem Thema.

Frau Hermann, das Hessische Kultusministerium hat im Januar 2014 erschreckende Zahlen bekanntgegeben.

Hermann: In der aktuellen JIM-Studie 2013 (Jugend, Information, Multimedia) wird deutlich, dass die täglichen Bildschirmzeiten, hierzu zählen Fernseh-, Internet- und Spielkonsum jeglicher Bildschirmgeräte einschließlich Smartphones, von Kindern und Jugendlichen an Wochentagen gegenüber dem Vorjahr um mehr als eine Stunde zugenommen haben. Mädchen im Alter von zwölf bis 19 Jahren verbringen täglich ca. 5,5 Stunden und Jungen ca. 6,5 Stunden vor dem Bildschirm.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe, warum immer mehr Kinder ihre Freizeit lieber am Computer verbringen, als sich mit Freunden zu treffen oder zu spielen?

Zum Einen sind die Familien heute nicht mehr komplett, das heißt die Kinder sind sich oft alleine überlassen. Sie haben auch nicht immer Geschwisterkinder. Dann ist es natürlich auch einfacher, sich vor einen Computer zu setzen, als sich konkret mit einem Gegenüber auseinanderzusetzen, wo man sich anschaut und sofort eine Reaktion des anderen bekommt, die vielleicht auch nicht immer positiv ist. Man braucht sich auch nicht mit anderen zu arrangieren oder rumzuärgern. Zu diesem Thema findet im September 2014 an der Jung-Stilling-Schule die Veranstaltung „Mit 5 habe ich meine Phantasie an Nintendo verkauft“ statt.

Um was genau geht es bei dieser Veranstaltung?

In der Veranstaltung geht es unter anderem darum, dass Kinder heute nicht mehr den realen Bezug zu manchen Dingen haben. Dies möchte ich anhand einer Zitrone erläutern: Man sieht am Computer das Bild einer Zitrone und weiß dann, wie sie aussieht. Was man aber nicht erfährt, ist, wie sie sich anfühlt, wie sie riecht oder wie sie schmeckt.

Wer nimmt an dem Projekt teil?

Am Vormittag arbeitet ein Medienexperte mit dem 3. und 4. Schuljahr. Am Abend gibt es einen Vortrag für die Eltern aller Grundschulklassen.

Die Veranstaltung wird von einem Medienexperten geleitet. Von wem?

Die Veranstaltung wird von Wilfried Brüning aus Detmold geleitet. Er ist Medienpädagoge und Regisseur. Ich habe ihn auch schon einmal live erlebt und war von dem Vortrag begeistert. Das Kollegium und ich haben uns sehr gefreut, dass wir ihn für einen Vortrag an unserer Grundschule gewinnen konnten.

Wie wird das Thema im Unterricht bearbeitet?

Da bin ich selber gespannt, da ich nicht weiß, wie Herr Brüning mit den Kindern arbeitet. Ich werde aber im Unterricht dabei sein und freue mich schon darauf.

Welche Auswirkungen haben übermäßiger Fernseh- und Computer-Konsum auf die schulischen Leistungen?

Die Kinder sind oft müde, weil sie zu viel oder zu lange am Computer waren. Sie sind auch häufig abgelenkt oder mit anderen Dingen beschäftigt. An der Jung-Stilling-Schule und auch an vielen anderen Schulen werden im Unterricht Computer eingesetzt.

Wo sehen Sie den Unterschied zwischen der Nutzung eines Computers in der Schule und der Nutzung eines Computers zu Hause?

Eigentlich müsste es keinen großen Unterschied geben, wenn der Computer als Arbeitsmaterial eingesetzt wird, um Informationen zu erhalten und so weiter. Aber da ist natürlich die eigene Verantwortung gefragt. Es ist sicherlich nichts dagegen einzuwenden, wenn man ab und zu mal ein Spielchen spielt, aber es kommt vor allem darauf an, was man spielt und ob es dem Alter gerecht ist. Leider setzen die Erziehungsberechtigten auch nicht immer klare Grenzen oder wollen Konflikten mit den Kindern aus dem Weg gehen.

Thomas Stowasser, Klasse 8c, Realschule Schloß Wittgenstein, Bad Laasphe