Siegen. . Pferde sind Herdentiere, die von Natur aus viel laufen. Einzeln in einer Box zu stehen, sei daher keine artgerechte Haltung, erklärt Zeus-Reporterin Jessica Drobe.

Pferde sind Lauf-, Herden- und Steppentiere. Ihre natürlichen Bedürfnisse liegen in der ständigen Bewegung. Außerdem ist ihr Körper bis auf wenige Stunden täglich darauf eingestellt, ständig zu Fressen – auch nachts.

Das können die meisten Stallungen nicht ausreichend gewährleisten. Oft stehen die Tiere einzeln in engen Boxen ohne den wichtigen Bewegungsfreiraum. Sie sind dadurch unausgeglichen und viel anfälliger für Krankheiten.

Eine gute Alternative ist da die Offenstallhaltung. Dabei werden die Pferde in Herden auf großen Weiden gehalten. Ein großer überdachter Paddock bietet nach Bedarf der Tiere Schutz vor Regen, Wind und Kälte. An mehreren Stellen gibt es Futter und Wasser, was die Pferde dazu bringt, oft den Standort zu wechseln. So können sie selbst entscheiden, wo und mit wem sie Zeit verbringen. Das soziale Verhalten wird geschult. In der Herde entsteht ein stabiles Sozialgefüge. Die Tiere verhalten sich dadurch wesentlich entspannter.

Ein gutes Beispiel für die Offenstallhaltung ist ein Isländerhof in der Nähe von Netphen. Hier leben insgesamt über 60 Pferde in verschiedenen Herden innerhalb einer geordneten Rangfolge zusammen. Sie fressen zusammen, tollen herum oder schlafen friedlich im Schutz der Herde.

Verändertes Wesen

Diese Möglichkeit der Unterbringung hat leider nicht jeder Pferdebesitzer. Doch kann jeder versuchen, in einer Mini-Offenstallhaltung den Bedürfnissen seines Pferdes gerecht zu werden.

Dazu reichen ein bis zwei Mitbewohner-Pferde, die sich mit den eigenen Tieren verstehen. Dazu ein circa 50 Quadratmeter großer Paddock mit einem wetterfesten Unterstand und 0,1 bis 1 Hektar Wiesenfläche, die auch täglich zugänglich ist.

Im Gespräch mit einer Pferdebesitzerin erfuhr ich, dass ihr Pferd durch diese Art der Pferdehaltung sein Wesen völlig geändert hat – zum Positiven. „Die recht scheue Stute stand nach dem Kauf zunächst in einer engen Box eines Reiterhofs. Sie war zwar lieb, aber an ihrer Unruhe und den Schnappattacken konnte ich erkennen, dass mein Pferd nicht zufrieden war“, erzählte sie. „Schließlich ergab sich für mich die Möglichkeit, mit meiner Stute in einen kleinen Offenstall umzuziehen. Ein Shetlandpony und ein Isländer wurden ihre neuen Mitbewohner.“

Ausgeglichen und zutraulich

Nach kurzer Zeit im Mini-Offenstall wurde aus dem unzufriedenen, misstrauischen und auch beißenden Tier ein ausgeglichenes, liebes und zutrauliches Pferd, das im Umgang wesentlich angenehmer ist. Dadurch wird auch der Spaßfaktor beim Reit-Hobby erheblich erhöht.

Jessica Drobe, Klasse 8b, Realschule Am Häusling, Siegen