Oberhausen. . Lukas und Jannik sind Konsole-Fans. Mit Silja Gülicher, Sprecherin von Nintendo Deutschland, haben sie sich über den Konzern unterhalten. Über Cheaten, das Verhältnis zu YouTubern und Berufschancen.

Die Nintendo-Fans Lukas Dittberner und Jannik Skrzeba haben mit Silja Gülicher, Sprecherin von Nintendo Deutschland, über den japanischen Weltkonzern unterhalten:

Frau Gülicher, mit welcher Motivation wurde das Unternehmen gegründet?

Die Vision unseres Unternehmens ist es, Menschen zum Lächeln zu bringen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das bereits die Motivation von Fosajiro Yamauchi gewesen ist, der Nintendo 1889 in Kyoto als Spielkartenhersteller gegründet hat. Nintendo hat seither fast ausschließlich Spielwaren produziert: bis Mitte der 1960er Jahre Hanafuda-Kartenspiele, die dem europäischen Rommé ähneln. Seit Anfang der 1970er dann auch elektronische Spielprogramme. Mit den mobilen Game&Watch-Titeln und dem TV-gebundenen Nintendo Entertainment System (NES) ist uns dann in den 1980ern der Durchbruch als Videospiel-Unternehmen gelungen. Es geht bei Nintendo also seit 125 Jahren immer um Spielspaß. Wenn wir unseren Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern, weil sie in für sie bekannte Welten eintauchen – und gleichzeitig etwas Neues erleben können, dann sind wir mit unserer Arbeit zufrieden.

Wie sind Sie auf den Namen Nintendo gekommen und was bedeutet er?

Die Kombination der japanischen Schriftzeichen Nin, Ten und Do kann viele Bedeutungen haben, da jedes dieser Zeichen mehrere Übersetzungen zulässt. Wir haben uns im Unternehmen auf die Bedeutung „Lege das Glück in die Hände des Himmels“ geeinigt. Ich verstehe es so, wie Seneca es ausgedrückt hat: „Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.“

Warum erscheinen einige Spiele später in Europa als in Japan oder Amerika?

Wenn es irgend geht, versuchen wir natürlich, ein Spiel auf allen wichtigen Märkten gleichzeitig herauszubringen. Mit Mario Kart 8 haben wir das in diesem Frühjahr geschafft, und Super Smash Bros. für Nintendo 3DS ist Anfang Oktober, nur zwei Wochen nach dem Start in Japan, gleichzeitig in Europa und den USA erschienen. Dass viele Titel außerhalb Japans etwas zeitverzögert in den Handel kommen, hat schlicht damit zu tun, dass Nintendo ein japanisches Unternehmen ist. Unsere Entwicklungsabteilung befindet sich in Kyoto, und die Spieledesigner, die dort tätig sind, konzipieren jeden Titel zunächst natürlich für Japan. Die sogenannte Lokalisierung – also die Anpassung der Spielinhalte an andere Länder, Kulturen und Sprachen – braucht eine gewisse Zeit, zumal wir dabei ebenso sehr auf Qualität achten wie bei der eigentlichen Entwicklung des Spiels. Zur Lokalisierung gehört beispielsweise die Erstellung von Sprach- und Bildschirmtexten in den verschiedenen Landessprachen.Auch technische Gründe, etwa die Auslastung der Produktionsstätten, können zu versetzten Erscheinungsterminen in den einzelnen Ländern führen.

Welches Spiel von Nintendo hat sich am meisten verkauft?

Unser absoluter Bestseller ist Wii Sports gefolgt von Super Mario Bros. Die „Mutter aller Jump & Runs“ ist 1985 für unsere erste TV-Konsole NES erschienen und bis heute weltweit mehr als 40 Millionen Mal über die Ladentische gegangen. Damit sind diese beiden Spiele nicht nur die erfolgreichsten Titel von Nintendo, sondern gleichzeitig auch die meistverkauften Videospiele überhaupt. Zudem war Super Mario Bros. der Pilottitel zur bis heute erfolgreichsten Videospiel-Reihe der Geschichte. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Nintendo-Serien, deren Titel sich millionenfach verkauft haben und die einen gewissen Kultstatus für sich beanspruchen können, etwa Pokémon, The Legend of Zelda, Donkey Kong oder Metroid.

Kann man bei Nintendo auch eine Ausbildung machen?

Selbstverständlich. Nintendo ist ein großes, weltweit tätiges Unternehmen, das immer an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern interessiert ist. Darum bilden wir auch selbst aus. Wer an einem Job in der Videospiel-Branche interessiert ist, kann sich natürlich gerne bei uns auf ausgeschriebene Stellen bewerben.

Welche Berufsbilder gibt es bei Nintendo?

Konzernweit gibt es da eine sehr große Bandbreite von kreativen, technischen, kaufmännischen und anderen Berufen. Wir bei Nintendo in Deutschland sind eine reine Marketing- und Vertriebsgesellschaft, entsprechend stellen sich die Berufsfelder bei uns dar. Darüber hinaus gibt es bei uns, wie in jeder größeren Firma, zahlreiche Tätigkeiten im Bereich der Unternehmensadministration, etwa in der Buchhaltung. Wer Lust hat, unser Team zu verstärken, wirft am besten einen Blick auf unsere Internetseite und klickt unter der Rubrik „Unternehmen“ den Menüpunkt „Jobs“ an. Dort kann man sich auch gleich, so ein Job ausgeschrieben ist, online bewerben. Wir würden uns freuen.

Unterstützen Sie YouTuber, die Ihre Spiele spielen?

Tatsächlich freuen wir uns immer über Spieler, die so begeistert von Nintendo sind, dass sie diese Begeisterung mit anderen Fans teilen wollen – sei es nun über YouTube, über die sozialen Netzwerke oder im Freundeskreis. Wir betrachten sie als wertvolle Unterstützer, auf die wir nicht verzichten wollen. Eine der größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang ist aber die Verletzung von Urheberrechten, die für uns natürlich ein genauso großes Problem ist wie für andere Entertainment-Unternehmen – etwa aus der Film- und aus der Musik-Industrie. Dennoch haben wir uns dafür entschieden, Clips mit Nintendo-Inhalten, die ja genau genommen unser Copyright verletzen, nicht grundsätzlich zu blockieren. Im Gegenteil: Inzwischen unterstützen wir ausgewählte YouTuber und Blogger und freuen uns sehr, dass wir mit einigen von ihnen im regen Austausch sind.

Was halten Sie vom Cheaten?

Ich bin kein Fan von Schummeleien: Bei Multiplayer- oder Online-Spielen ist es den anderen Spielern gegenüber, die sich regelkonform verhalten, sehr unfair. Und wenn man alleine spielt, kann man sich so um den eigentlichen Spielspaß bringen. Und um den geht es ja eigentlich.
Lukas Dittberner & Jannik Skrzeba, 8d, Schule: Friedrich-Ebert-Realschule, Oberhausen