Moers. .

Für die Nervosität vor Klassenarbeiten gibt es einige Gründe – zum Beispiel hoher Leistungsdruck, geringes Selbstbewusstsein und Angst vor Kritik.

Das lässt sich auch am Beispiel von „VERA-8“ zeigen. Mit VERA sind Lernstandserhebungen in der Klasse 8 gemeint, in denen der Leistungsstand von Schülerinnen und Schülern in den Hauptfächern Deutsch und Mathematik sowie auch Englisch und Französisch ermittelt werden soll.

Viele Schüler sagen, dass die VERA-8-Arbeiten keinen wirklichen Sinn ergeben, sondern eher ein weiteres lästiges Lernaufkommen sind. Anderseits behaupten viele Lehrer und auch das Bildungsministerium, dass VERA-8 ein gutes Mittel ist, den Lernstand der Schüler aller Schulformen abzufragen. Ein weiteres Argument dafür ist, dass man, wenn man sieht, wo viele Fehler in der Lernstandserhebung gemacht wurden, den Unterricht dort gezielt verbessern kann.

Aber ein Hauptgrund, warum viele Schüler und Schülerinnen gegen VERA-8 und andere Klassenarbeiten sind, ist, dass Klassenarbeiten nicht den Leistungsstand auf eine korrekte Art und Weise abfragen.

Nun haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, zu erfragen, ob es nun sinnvoll ist oder nicht. Hierzu haben wir ein Interview mit einer Deutschlehrerin und einem Schüler der Klasse 8c geführt.

Fällt es Ihnen leicht eine Klassenarbeit zu stellen?

Lehrerin: Nein, es fällt mir nicht sehr leicht, weil ich immer genau nachdenken muss, ob wirklich alles, was in der Arbeit gefordert wird, auch ausreichend im Unterricht behandelt wurde. Darüber hinaus mache ich mir Gedanken darüber, ob alle alles Abgefragte können.

Können Sie es verstehen, dass manche Schüler nervös vor Arbeiten sind? Bist du nervös vor Arbeiten?

Lehrerin: Ja, ich kann es sehr gut verstehen, weil ich früher auch sehr nervös war.

Schüler: Meistens nicht, aber wenn, dann ist es unmittelbar vor der Arbeit. Aber das kommt nicht sehr oft vor, aber wenn, dann ist dies meistens der Hauptfaktor, warum ich eine Arbeit vermassele.

Meinen Sie, die Arbeiten fragen auf die richtige Art und Weise den Leistungsstand ab?

Lehrerin: Das versucht man zumindest zu erreichen, aber ob jemand an diesem Tag gut oder schlecht abschneidet, hängt auch von der Tagesform ab. Es kann aber auch zu einer Verfälschung des Ergebnisses durch fehlende Lust oder zu einem Missverhältnis von Gedachtem und Geschriebenem kommen.

Schüler: Im Grunde genommen schon, aber manchmal kann es auch passieren, dass man einfach einen schlechten Tag erwischt hat und die Arbeit vermasselt, obwohl man gut gelernt hat.

Was sagen Sie zu VERA-8?

Lehrerin: Ich finde diese Vergleichsarbeit allgemein gut, aber die Ergebnisse sollten nicht überbewertet werden und die Vergleichbarkeit ist nicht unbedingt gegeben.

Schüler: Ich finde es gut, dass man versucht den Leistungsstand zu vergleichen. Aber ich finde es nicht so toll, dass die Vergleichsarbeiten manchmal in die Note mit einfließen.

Wie würden Sie es finden, wenn Klassenarbeiten abgeschafft werden?

Lehrerin: Es wäre vorstellbar, aber man müsste sich einen Ersatz zur Überprüfung des Leistungstandes überlegen.

Schüler: Ich würde es eigentlich nicht wirklich toll finden, da man dann einen Ersatz braucht, um die Zeugnisnote festzulegen. Dadurch würden dann andere Dinge, wie zum Beispiel Projekte, wie das Zeus-Projekt stärker gewertet werden.

Was halten sie von unangekündigten Nachschreibarbeiten?

Lehrerin: Es gibt eigentlich keine unangekündigten Nachschreibarbeiten, weil man ab dem Zeitpunkt der Arbeit eigentlich immer darauf vorbereitet sein muss. Also finde ich es okay.

Schüler: Ich halte diese für nicht gut, weil man am Tag zuvor nicht weiß, ob man sich vorbereiten muss oder ob man sich nicht doch besser zum Beispiel mit einem Freund treffen kann.

Das Hauptproblem, welches von beiden Seiten genannt wurde, ist, dass wenn man Klassenarbeiten abschaffen sollte, ein geeigneter Ersatz für diese fehlt. Das bedeutet also einen Zwischenstand von 1:0 für den Erhalt von Klassenarbeiten.

Andererseits gibt es aber auch Gründe die gegen den Einsatz von Klassenarbeiten sprechen. Wie zum Beispiel, dass es oft dazu kommt, dass die vom Lehrer gestellten Klassenarbeiten nicht dem Leistungsstand der Schüler angemessen sind.

Über das gerade genannte Problem, beschweren sich vor allem die Schüler. Da sind zum Beispiel Sätze wie: „Boah ey, manche Sachen aus der Klassenarbeit konnten wir noch gar nicht wissen!“ Oder: „Ich wusste gar nichts. Ich habe nur geraten!“

Warum ist das so?

Wir haben herausgefunden, dass ab und zu im Unterricht kleine Details über das Klassenarbeitsthema vom Lehrer angesprochen werden, die für den Lehrer selbstverständlich und eindeutig sind. Von den Schülerinnen und Schülern aber kaum als solche wahrgenommen werden. Diese kleinen Details werden aber vom Lehrer in die Klassenarbeit einbezogen und können entscheidende Punkte sein.

Hiermit steht es dann wohl doch 1:1. Letztendlich kann wohl doch sagen, dass Klassenarbeiten einen sinnvollen Zweck erfüllen, aber auch manchmal einfach nur auf die Nerven gehen.

Yannik Dielkus und Sebastian Gähl, Klasse 8c, Gymnasium Rheinkamp, Moers