Düsseldorf/Moers. . Fast jeder hat schon einmal eine der berühmten Serien wie „Navy CIS“ oder „CSI Miami“ gesehen. Die Wirklichkeit in der Rechtsmedizin sieht oft anders aus, ist aber keineswegs weniger spannend.
Wir sind für euch nach Düsseldorf in die rechtsmedizinische Abteilung des Universitätsklinikums gefahren, um mit einer echten Rechtsmedizinerin zu sprechen: Schon unser erster Eindruck von ihr war völlig anders als von den Rechtsmedizinern, die man in den Fernsehserien sieht. Britta Gahr wirkt sehr sportlich, sympathisch, offen und freundlich.
Ebenfalls anders als in Filmen untersuchen Rechtsmediziner nicht nur Leichen, sondern auch lebendige Opfer von Gewaltverbrechen. Sie untersuchen zudem alle nicht natürlichen Todesfälle, wie zum Beispiel Opfer von Autounfällen.
Auch befindet sich der Obduktionssaal nicht zwangsläufig im Keller. In unserem Fall liegt er sogar in der ersten Etage mit Aussicht ins Grüne. Also: Es ist keineswegs ein dunkler und einsamer Raum wie zum Beispiel in der Serie „Body of Proof“.
Ordnung und kein Blutbad
Außerdem verläuft, so erzählte uns Ärztin Britta Gahr, eine Obduktion in der Wirklichkeit weitaus geordneter als in den meisten Filmen, wo die Rechtsmediziner oft ein regelrechtes Blutbad mit den Toten veranstalten.
Gahr erklärte uns, die Instrumente, die sie bei ihrer Arbeit benutzt. Und was mit den einzelnen Organen geschieht. Habt ihr zum Beispiel gewusst, dass alle Organe nach der Untersuchung und dem Wiegen wieder an ihren Platz kommen? Nur das Gehirn kommt in
die Bauchhöhle, da es sich verflüssigt und im Schädel aus der Schnittwunde herauslaufen würde.
Da es in Filmen oft sehr außergewöhnlich und spannend dargestellt wird, fragten wir, ob Britta Gahr schon einmal einen abgetrennten Kopf obduziert habe. Darauf antwortete sie gelassen: „Die meisten abgetrennten Köpfe waren gar nicht so spektakulär.“ Bei zwei von drei Fällen, an die sie sich erinnern konnte, haben sich die Menschen vor einen Zug gelegt, sodass ihnen der Kopf abgetrennt wurde. Der dritte „Patient“ hatte sich selber eine Guillotine gebaut.
Lesung machte Gahr neugierig
Im Gespräch erzählte sie uns, dass sie in ihrer Kindheit noch nicht den Gedanken gefasst hatte diesen Beruf auszuüben. Jedoch wollte sie schon immer Medizin studieren, obwohl ihre beiden Elternteile im medizinischen Bereich tätig waren – ihr Vater als Unfallchirurg und ihre Mutter als OP-Schwester, und sie somit auch die Nachteile dieses Berufes mitbekam. Zum Beispiel die Konfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen.
Während ihres Studiums im Ausland überredete sie eine Freundin, in eine Lesung für Rechtsmedizin hereinzuschauen. Später machte sie dann ein Praktikum und fasste bald den Gedanken diesen Beruf auszuüben – sofern es ihr weiterhin Spaß machen und sie sich mit den zum Teil schrecklichen Anblicken abfinden könnte. Auch wenn es für einige seltsam klingen mag, sie findet ihren Beruf „toll“.
Außerdem erzählt sie uns, dass es auch nach neun Jahren, in denen sie schon als Rechtsmedizinerin arbeitet, immer noch Dinge gibt, die sie eklig findet. Dabei erwähnt sie, dass das zu ihrem Beruf gehört. Allerdings würde sie Maden nicht als Haustiere halten wollen.
Britta Gahr arbeitet auch für die Wissenschaft. Gemeinsam mit Kollegen versucht sie beispielsweise Methoden zu entwickeln, um Leichen besser identifizieren zu können. Sie arbeiten an der Rekonstruktion von Gesichtern oder daran, die Finger einer Wasserleiche wieder so herzustellen, dass man Fingerabdrücke nehmen kann.
Insgesamt wirkt ihre Tätigkeit auf uns sehr abwechslungsreich. Wir hoffen, wir haben euch einen kleinen Einblick in die reale Welt der Rechtsmedizin verschafft.
Lena Weick und Julia Quedenbaum, Klasse 8b, Gymnasium Adolfinum, Moers