Dinslaken. . Bei der Recherche ist Schülerin Christin Hamgarth auf einen Artikel zum Thema Lichtverschmutzung gestoßen. Diese noch recht unbekannte Form der Umweltsünden hat sie fasziniert.
Lichtverschmutzung, was ist das? Sie bezeichnet die künstliche Aufhellung des Nachthimmels – verursacht zum Beispiel durch Reklame- oder Straßenbeleuchtung durch den Menschen, sowie das Eindringen des Streulichtes in die unteren Luftschichten der Atmosphäre. Unsere natürliche Dunkelheit wird „verschmutzt“ und kann durchaus als eine spezielle „Umweltverschmutzung“ angesehen werden.
Uns wird es jede Nacht vor Augen gehalten: Laternen, Werbebanner, Gebäudebestrahlung oder Ampeln. Und trotzdem sind wir uns den Folgen und Auswirkungen nicht bewusst. Die Lichtverschmutzung steigt allein schon in Deutschland jedes Jahr.
Doch nicht nur das, auch die tägliche Wahrnehmung des Nachthimmels verändert sich, da Sterne nur noch vereinzelt zu erkennen sind. Für viele eine Tragödie, wie Sozialwissenschaftler Timothy Ross vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung in Erkner bei Berlin feststellt: „Es ist ein kultureller Verlust, eine Verkrümmung, wenn man in den Himmel guckt und fast nur noch beleuchtete Wolken sieht und nur noch ganz wenig Sterne.“ Ein Teil des Lebens, die Bedeutung der Nacht, des Nachthimmels gehe verloren und damit auch ein Gespür für die Dimensionen des Universums.
Tier und Mensch werden Opfer des Straßenlichts
Die künstlichen Lichter in der Nacht, so vermuten Forscher, haben allerdings noch weitere Schäden vollzogen. Nicht nur wertvolle Ökosysteme werden gestört oder zerstört, auch Lebensformen wie Mensch und Tier werden von den Lichtattacken bedroht. Beim Menschen können schon kleinste hormonelle Veränderungen eine Erkrankung hervorrufen.
Recht offensichtlich zeigen sich diese störenden Veränderungen bei den Insekten: Nach Berechnung von Forschern werden durchschnittlich etwa 150 Bienen in einer warmen Sommernacht Opfer von Straßenlaternen, auch Falter und Mücken sind da keine Ausnahme. Sie sind leichte Beute für Fressfeinde wie Spinnen oder Fledermäuse, andernfalls erschöpfen sie bei dem Versuch einer Lichtquelle nahe zukommen. Um weiter schwerwiegende Folgen zu verhindern, gründeten Forschungseinrichtungen und die Berliner Universitätsinstitute den Forschungsverbund „Verlust der Nacht“. Franz Hölker, vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin erklärt: „Das sind Milliarden Insekten, die in Deutschland durch Straßenlaternen aus dem Ökosystem gezogen werden. Ein permanentes Staubsaugersystem.“
Schon allein durch diese eine Milliarde reißt eine Lücke in das empfindliche Netzwerk der Natur. Sie fehlen als Bestäuber und Nahrung für größere Tiere – jedes Tier hat dort seinen Platz in diesem Gefüge. Doch auch andere Tiere werden durch das künstliche Licht in Verwirrung gebracht. Vögel, als Beispiel, die ihren Flug nach den Sternen oder dem Mond richten, halten diese für natürliche Orientierungspunkte. Auch das Wasser, wo beleuchtete Brücken stehen, können für wandernde Fischschwärme zu schwer überwindbaren Hindernissen werden.
Aber nicht nur punktuelle Lichtquellen rufen Verstörungen auf, sondern auch die Gesamtaufhellung behindert die natürlichen Bildungen der Nacht. Wenn der Mensch die Nacht zum Tag machen würde, könnten Lebewesen aufeinander treffen, die zuvor sich nie in der gleichen Phase des Tages begegnet wären. Wie Vögel und Fledermäuse, die nie durch die Tag/Nacht –Trennung zusammentreffen würden, und somit nicht die Nahrung des anderen bedrohen würden.
Was kann ich tun?
Sich im Internet oder in Büchern über die Folgen und Auswirkungen in der Welt zu informieren oder andere aufzuklären, hilft enorm viel weiter. Schon längst gibt es soziale Kampanien oder Stiftungen, die Projekte zum Mitmachen anbieten, aber auch bei Nachfrage Informationen weiterleiten oder geben.
Schließlich kann jeder mithelfen, die Situation zu verbessern, indem jeder am Abend darauf achtet, dass nur so viele Lampen angeschaltet sind, wie unbedingt nötig. Auch gerade in der Vorweihnachtszeit schießen die gemessenen Wertungen der Nächte in die Höhe. Der Grund sind die vielen dekorativen geschmückten Bäume, die zahlreich in den Gärten vorhanden sind. Auch hier würde beispielsweise eine einfache Lichterkette reichen. Schon allein diese kleine Veränderung in einem Garten würde zwar nicht die Dunkelheit komplett wiederherstellen, wäre aber ein kleiner Schritt zur Erhaltung der Nacht und spart ganz nebenbei noch Strom.
Christin Harmgarth, Klasse 8d, Theodor-Heuss-Gymnasium, Dinslaken