Moers. . Jugendliche brauchen ihre Freiheit, Eltern dagegen möchten weiterhin großen Einfluss auf ihre Kinder ausüben. In der Pubertät prallen beide Parteien mit maximaler Wucht aufeinander. Gewinner gibt es bei solchen Auseinandersetzungen nur selten.
„Meine Güte! Kannst du dich nicht mehr in der Schule anstrengen!? Immer diese schlechten Noten – das steht mir bis hier oben!“, schreit die Mutter des 14-Jährigen Jungen und fuchtelt wild mit ihrer Hand herum.
Diese Situation dürfte wohl allen Eltern mit pubertierenden Kindern bekannt vorkommen. Bei vielen Familien gehört Streit zum Alltag dazu, besonders durch die aufmüpfigen Teenager. Wer sich auf RTL das Nachmittagsprogramm anschaut, ist offenbar bestens informiert und kann sich deshalb gut vorstellen, wie der Alltag bei vielen deutschen Familien abläuft. Auch wenn RTL manchmal zur Übertreibung neigt, denken sich nicht nur ein paar Menschen: „Einfach nur erschreckend!“
Zündstoff für Streit mit den Eltern
Konfliktpotenzial gibt es zu genüge: Das wohl behütete Mädchen ist plötzlich 14 und möchte öfter ausgehen. Die ständigen Ermahnungen der Eltern, was dort alles passieren könnte, gehen ihr dann richtig auf die Nerven. „Wir meinen es doch nur gut und wollen auf dich aufpassen“, heißt später, wenn die Stimmung längst auf dem Null-Punkt ist.
Die Teenager brauchen den sogennanten Beschützerinstinkt der Eltern nicht mehr, viel mehr testen sie, wie es so ist, wenn man auf sich allein gestellt ist. Sie wollen sich neu entdecken. Einerseits ihren Körper, der sich mit Beginn der Pubertät verändert und auf einmal total anders aussieht als noch vor einem Jahr. Besonders die Mädchen machen anfangs große Sprünge und verändern sich gewaltig.
Andererseits wollen sie ihre Identität erkunden, wobei ihnen vor allem die Jugendsprache hilft. Durch diese wollen sie sich von den Erwachsenen und auch von anderen Cliquen trennen und unterscheiden. Häufig benutzt werden Abkürzungen, die meist in SMS und E-Mails verwendet werden. Wörter, welche im Context einen anderen Sinn ergeben, wie „anbaggern“ und am meisten Deutsch-Englisch-Mischungen, wie z.B. „chillen“.
Viele Eltern verlieren dann so ziemlich den Durchblick und verstehen nur noch Bahnhof. Auch wird die „Geheimsprache“ der Teenies dazu verwendet, um sich mit einzelnen Personen über wichtige Themen zu unterhalten, die vorwiegend mit der Sexualität zu tun haben, sei es bei den Mädchen oder bei den Jungen. Jedoch hat das ganze einen schwerwiegenden Nachteil, denn Wörter der heutigen Jugendsprache können manchmal sehr verletzend und beleidigend wirken.
Besonders Teenagern, die ein geringes Selbstvertrauen besitzen, schadet das sehr. Auch wenn die Beleidigungen eigentlich nie ernst gemeint sind. Aber dies war auch früher nicht wirklich anders, denn auch schon in den 70ern war die Jugendsprache wichtig.
Jugend hat ihre eigenen Sprache
Denn an dem Ausdruck „Steiler Zahn“ ( hübsches Mädchen) kann man gut erkennen, dass die Jugendsprache kurzlebig ist und sie auch damals für Gespräche, die nur an bestimmte Personen gerichtet waren, benutzt wurden.
Auch Freundschaften bekommen plötzlich einen größeren Stellenwert. Es ist mittags und man kommt gestresst von der Schule nach Hause. Mal wieder wartet die Mutter gespannt auf dich und will alles wissen. „Gibt es was Neues? Was ist heute so passiert?“ Bei diesen Fragen kriegt man echt die Krise und dementsprechend fallen auch die Antworten aus – der nächste Streit ist vorprogrammiert.
Oft sind Freunde und Freundinnen die beste und schnellste Lösung, um wieder zur Vernunft zu kommen und an etwas anderes zu denken. Einfach mal die Sau rauslassen, das macht richtig gute Laune und lässt zumindest für kurze Zeit die schlechten Gedanken verschwinden. Aber wie soll man das mit den „uncoolen“ Eltern machen!? „Unmöglich“, denken sich viele Teenager und treffen sich immer häufiger mit ihren Freunden, welche somit immer wichtiger werden. Mit diesen können sie sich austauschen, ihre Hobbys ausleben und auch mal über Sachen sprechen, welche nicht unbedingt für Eltern geeignet sind. Doch gerade in der Pubertät bleibt es nicht nur bei der Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen. Schon früh entstehen erste Beziehungen und erstaunlicherweise können sich die Jugendlichen schon viel unter der Liebe vorstellen und wissen mehr, als der Großteil der Eltern denkt.
Heute gehört bei den Älteren nicht nur Händchen halten und Treffen in der Stadt dazu, sondern auch küssen und je nach Alter sogar mehr. Oft haben Eltern Angst, dass ihr Kind Vater bzw. Mutter wird, weil es nicht verhütet haben könnte, doch mittlerweile dürfte jedem Teenager klar sein, welche Folgen das haben kann.
Wenn Strafen nichts nützen
Trotzdem verbieten manche Eltern ihren Kindern ab einem gewissen Alter, bei Freund oder Freundin zu übernachten. Doch das sorgt bei den Teenies nur für Empörung. „Derartiges zu verbieten hält uns nicht ab und wir übernachten auch noch weiter bei den Mädels, ohne das bis jetzt etwas passiert ist!“, gab ein 16-jähriger preis. Dieses Beispiel lässt gut erkennen, dass Strafen in diesem Alter nicht viel nützen, da sich die Jugendlichen sehr häufig darüber hinweg setzen. Denn das Zusammenkommen der Kumpels ist ihnen wichtiger als die Meinung der Eltern. Dies bestätigen zudem Studien und Erziehungsratgeber, in denen es u.a heißt, dass ein ausgewogenes Erziehungskonzept immer noch am besten ist, da die Teenies so genug Freiräume haben, aber auch ihre Pflichten erfüllen müssen und keineswegs alles dürfen. Diese Pflichten sollte man möglichst zusammen am Tisch besprechen, damit die Wünsche der Eltern und der Kinder größtenteils in Erfüllung gehen.
Allgemein gibt es viele Möglichkeiten und Strategien, die Pubertät als Elternteil so gut wie nur möglich zu überstehen. Doch ganz sorglos ging das nie, geht es nicht und wird es auch nie gehen, denn bei jedem spielen die Hormone verrückt, mal etwas früher mit 13 oder auch später mit 16. Und wenn Sie mal an Ihre Jugendzeit und Pubertät zurückdenken, haben Sie nicht auch viel Mist gebaut und nicht auf Ihre Eltern gehört!?
Daniel Pelzl, Klasse 8a, Gymnasium Adolfinum, Moers