Attendorn/ Großbritannien. . Eine Metzgerei, die in London vermeintliches Menschenfleisch als Ware anbietet, um Werbung für ein Computerspiel zu machen: Ist das geschmacklos, oder nicht? Zeus-Reporterin Melanie ist der Sache auf den Grund gegangen.
Der Hersteller des bekannten Survival-Horror-Games „Resident Evil“ ist bekannt für provokante Werbemethoden und sprengte auch dieses Mal sämtliche Grenzen. Auf dem berühmten Londoner Smithfield-Fleischmarkt eröffnete Capcom unter dem Namen Wesker & Son’s eine Metzgerei, in der scheinbar menschliche Körperteile zum Verkauf standen. Unwissend besuchten die Kunden das Geschäft und entdeckten Hände, Ohren, Füße, Köpfe und sogar ganze Beine auf dem Verkaufstresen. Und damit nicht genug: Der Inhaber brüstete sich damit, nur die frischste Ware zu verkaufen. Er stellte dies auch gleich unter Beweis, indem er die Gliedmaßen vor Ort abtrennen ließ. Man konnte live dabei zu sehen, wie Leichen zersägt wurden. Das ist nichts für schwache Nerven.
Natürlich war nichts davon echt. Die Food-Künstlerin Sharon Baker formte aus Schweinefleisch und -knochen in stundenlanger Arbeit real wirkende Gliedmaßen und Körperteile. Auch die vermeintlichen „Leichen“ waren in Wirklichkeit Menschen, die durch verschiedene Gründe Gliedmaßen verloren hatten und sich freiwillig zur Verfügung stellten. Selbst der Name „Wesker & Son’s“ war auf das Spiel bezogen und erinnert an dessen Hauptfiguren.
„Resident Evil“ als Hintergrund
Doch warum solch bewusste Provokation? Hintergrund der Aktion war die kurz bevorstehende Veröffentlichung des sechsten Teils von „Resident Evil“, in dem es, wie auch in den Teilen zuvor, überwiegend um Zombies und das Überleben nach der Apokalypse geht. Da es in der heutigen Zeit nicht leicht ist, mit Werbung aufzufallen, wollte Capcom mit dieser extremen Methode die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Allerdings war die Reaktion überwiegend negativ, womit der Hersteller aber gerechnet hatte. Um dem etwas entgegenzusetzen, spendet er sämtliche Einnahmen an eine Organisation namens „Limbless Association“, die sich für Menschen mit fehlenden Gliedmaßen einsetzt. Das Spiel selbst wird dadurch aber nicht besser. Testberichten zufolge habe Teil sechs massive logische Lücken und könne nicht gegen seine Vorgänger bestehen.
Die Meinungen gegenüber dieser provokanten Methode gehen auseinander. Viele Menschen finden, dass man Fiktion und Realität nicht so vermischen darf und durch solche Methoden die Gewaltbereitschaft außerhalb von Computerspielen gefördert wird. Andere meinen, unsere heutige Gesellschaft wäre aufgeschlossen genug, so dass das nicht zum Problem werden dürfte.
Dass der Erlös an einen guten Zweck geht, verstärkt die positiven Rückmeldungen. Ich selbst finde diese Aktion sehr gelungen. Das allgemeine Interesse an „Resident Evil“ ist sicherlich gestiegen und das Ganze hat auch noch einmal gezeigt, dass trotz all der Gewalt auch immer noch Respekt vor dem menschlichen Körper vorherrscht.
Melanie Neuer, Klasse 8c, St. Ursula-Gymnasium, Attendorn