Arnsberg. . Killerspiele, Zeitverschwendung, Internetsucht: Immer wieder fallen diese Stichworte, wenn es um Videogames geht. Dass sich für PC-Spiele inzwischen eine professionelle Sportliga etabliert hat, bei der es vielmehr um Teamgeist und Cleverness geht, berichtet Zeus-Reporter Julian.
Sie sitzen den ganzen Tag auf dem Hintern, das einzige, was sie flink bewegen, sind Augen und Finger – und das soll Sport sein? Zumindest nennt es sich so: Als E-Sport, also elektronischen Sport, bezeichnet man den Wettkampf im Austragen von Videospielen im Mehrspielermodus. Und warum eigentlich nicht? Schach gilt schließlich auch als Sport.
Sich registrieren und mitspielen kann jeder, egal welcher Herkunft, Hautfarbe und Religion. Gespielt werden rundenbasierte Spiele wie League Of Legends, StarCraft II oder Fifa12. Rund 500 000 Spieler haben sich im vergangenen Jahr im europäischen Raum in der sogenannten Electronic Sports League (ESL) registriert, der laut Wikipedia größten europäischen Liga für Computerspiele. Mehr als drei Millionen Anmeldungen gab es bis heute, seit die Liga 1997 aus der zuvor gegründeten Deutschen Clanliga (DeCL) hervorging. Über miteinander vernetzte Computer treten die Spieler gegeneinander an.
Verantwortlich auf europäischen Raum ist die Internetseite esl.eu. „Deutschlands beste Spieler spielen um über 100.000 Euro Preisgeld“, sagte Ibrahim Mazari, Pressesprecher der Firma Turtle Entertainment. Das Unternehmen betreibt das Internetportals esl.eu mit rund 125 hauptberuflichen und über 1000 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Sie sind für die Auswahl, Durchführung und Aufstellung der Regeln von Spielen und Turnieren zuständig.
Zusätzlich spielen bekannte Computerteilehersteller wie Intel oder BenQ mehrere Millionen Euro im Jahr aus. Bekannte Profi-Teams wie SK-Gaming, die sich auch Clans nennen, kommen so auf ein ordentliches Jahresgehalt. Im asiatischen Raum, vor allem in Südkorea, verdienen professionelle Spieler mehrere Hunderttausend Dollar im Jahr.
Wichtig beim E-Sport sind Fähigkeiten wie eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie räumliches und vorausschauendes Denken. Auch die Hardware, beispielsweise die Computermaus, die Grafikkarte, der Bildschirm oder die Tastatur, ist spielentscheidend.
Spielmanipulationen durch Programmveränderungen, den sogenannten Hacks, beugt TurtleEntertainment mit dem sogenannten Esl-wire vor. Die Software kann solche Veränderungen aufspüren. „Wenn wir so etwas herausfinden, kann ein verantwortlicher Spieler zwei Jahre lang von der Liga ausgeschlossen werden“, so Mazari.
Trotz vieler Merkmale einer Sportart wird E-Sport vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) nur als Denksport, nicht aber als Leistungssport angesehen. In mehr als 60 Ländern, etwa Großbritannien, Belgien, Schweden und den Niederlanden, ist das bereits anders. Dort gilt E-Sport als reguläre Sportart.
Julian Groß, Klasse 9b, Franz-Stock-Gymnasium II, Arnsberg