Witten. . Viele Senioren brauchen im Alltag Hilfe und Pflege – für Altenpfleger ist das Arbeitsalltag.Die Zeus-Reporter Jennifer Himmen und Timmy Rizvic fragten im Interview, was den Beruf ausmacht.
Viele Senioren brauchen im Alltag Hilfe und Pflege. Der Beruf des Altenpflegers kommt diesen Bedürfnissen nach. Aber wie sieht der Arbeitsalltag aus? Ist es nicht schwer, regelmäßig mit kranken und teils dementen Menschen zu arbeiten?
Diese Fragen haben wir einer erfahrenen Altenpflegerin gestellt. Frau B. (Name der Redaktion bekannt) arbeitet in der ambulanten Pflege, das heißt: Sie fährt rund um Witten zu den Patienten nach Hause. Sie könnte auch mit ihrer Ausbildung in einem Altersheim oder Krankenhaus arbeiten. Und sie pflegt nicht nur ältere Menschen, sondern auch jüngere und Kinder. Vor dem Interview begrüßt uns die Frau sympathisch und fröhlich.
Wie sieht der Arbeitsalltag einer Pflegerin aus? Um 5.15 Uhr treffen sich alle Pflegerinnen im Sozialraum. Jede Pflegerin hat ein eigenes Fach, eine eigene Arbeitstasche mit Blutdruckmessgerät, Blutzuckermessgerät, Händedesinfektionsmittel und Wiederbelebungsmaske, dazu den Turnplan. Das ist der Arbeitsplan, in dem steht, wo die Pflegerin hinfahren muss und was dort zu erledigen ist. Außerdem steht darin, ob sie einen Schlüssel braucht oder ob sie klingeln soll oder der Schlüssel beim Nachbarn ist. Wann welche Pflegerin zu welchen Patienten fährt, wird immer eine Woche vorher geplant. Wenn alle Pflegerinnen ihre Schlüssel beisammen haben und das Buch vom Spätdienst studiert haben, ob etwas vorgefallen ist, werden ihnen Wagen zugeteilt. Beim Patienten vor Ort wird entweder eine Behandlungspflege, also Versorgung mit Medikamenten oder Verbandswechsel zum Beispiel, eine Grundpflege, also Körperpflege, oder beides durchgeführt. Nebenbei führe ich auch gerne mal ein Pläuschchen mit Patienten, um sie von ihrer Krankheit abzulenken.
Gibt es einen Unterschied zwischen der Pflege Zuhause und der im Krankenhaus? Ja, da gibt es einen großen Unterschied. Im Krankenhaus sind die Kranken oft schüchtern und reden nicht viel, aber Zuhause, dort wo sie sich wohlfühlen, sind sie viel offener und man lernt den Patienten näher kennen. Man erfährt, was er mag und wie das Verhältnis zu Familienmitgliedern ist. Da kann man auf den Menschen eingehen. Und meiner Meinung nach sollte man das auch tun.
Gehen Ihnen manche Fälle besonders nahe? Nahe gehen kann ich nicht sagen, aber ich zeige Mitgefühl. In meiner Ausbildung gab es ein Fach „Ethik“, da wird man auf so etwas vorbereitet. Und ich habe nach Jahren gelernt, Berufliches von Privatem zu trennen. Außerdem reden wir unter Kollegen über die Fälle. Da gab es mal einen älteren Mann, der war dement. Man konnte sich nicht mehr mit ihm vernünftig unterhalten. Aber er hatte eine Vorliebe für Fremdsprachen. Er sprach fließend Englisch und Französisch. Und deshalb versuchte ich, mich mit kurzen Sätzen auf Englisch mit ihm zu unterhalten. Es klappte, er sprach fließend kurze Sätze auf Englisch. Das war ein schönes Erlebnis.
Wie ist die Bezahlung als Pflegerin? Es gibt einen Arbeitsvertrag und einen festen Monatslohn. Am Wochenende oder an Feiertagen und für Überstunden gibt es Zuschüsse.
Der Beruf verdient mehr Anerkennung
Unser Eindruck nach dem Gespräch ist: Frau B. ist ein herzlicher Mensch, der nicht nur wegen des Geldes arbeitet, sondern vor allem ein Interesse daran hat, Menschen zu helfen. Das finden wir bewundernswert.
Wir denken, dass dieser Beruf viel mehr Anerkennung bekommen müsste. Gesellschaftlich und vor allem auch finanziell.
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Mein Traum war es schon immer, Krankenschwester zu werden. Aber meine Eltern wollten, dass ich im Büro arbeite. Dort habe ich auch mehrere Jahre gearbeitet, dann bekam ich mein Kind und ich machte eine dreijährige Berufspause. Danach hab ich mir überlegt, dass ich ein Fachseminar zur Altenpflegerin besuchen könnte. Am Anfang der Ausbildung war es gewöhnungsbedürftig, alte Menschen zu waschen, aber ich wurde nicht ins kalte Wasser geworfen. Ich hatte gute Ausbilder, die alles vorgemacht haben und erklärt haben. So habe ich bemerkt, dass mir der Beruf viel Spaß macht. Ich kann zwar nicht alle Menschen heilen, aber ich kann dafür sorgen, dass sie sich besser fühlen. Dadurch bekomme ich ein Gefühl von Zufriedenheit. Nach der Ausbildung hatte ich nicht vor, in einem Altersheim zu arbeiten. Ich erfuhr durch eine Freundin, dass man jemanden bei der ambulanten Pflege sucht. Jetzt arbeite ich schon seit 15 Jahren dort.
Was gefällt Ihnen besonders daran?Dass man sich immer fortbilden kann und immer Neues dazulernt.
Was wünschen Sie sich für dich Zukunft?
Erstmal wünsche ich mir, dass ich gesund bleibe. Ich würde mir wünschen, eine Fortbildung zur Fachkraft für Psychiatrie zu machen. Da hat man es mit geistig kranken Menschen zu tun. Man muss darauf achten, dass sie die richtigen Medikamente einnehmen und man muss sich mit den Patienten beschäftigen.
Jennifer Himmen, Timmy Rizvic
Klasse 8a
Otto-Schott-Realschule
Witten