Hattingen. .

Sie gilt als eine der schwersten Umweltkatastrophen. Als die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko nach zwei Explosionen sank, flossen Hunderttausende Tonnen Öl ins Meer. Eine Chronologie der Folgen.

Weil die Menschen über die Ölpest im Golf von Mexiko über Monate nur vereinzelt informiert wurden, fassen wir die Versuche, das Leck zu schließen, chronologisch zusammen:

20. April 2010 : Auf der Bohrinsel „Deepwater Horizon“, die als eine der modernsten Plattformen der Welt gilt und 80 Kilometer vor der Küste des US-Bundesstaates Louisiana liegt, gibt es zwei Explosionen. Dabei steigen Gas und Öl in die Höhe und entzünden die Anlage. Elf Menschen sterben.

22. April 2010: Nach einer weiteren Explosion am Morgen versinkt die Bohrinsel im Meer. Noch wird vom Unternehmen gesagt, dass kein Öl ins Meer fließt.

28. April 2010: Dies erweist sich jedoch schnell als falsch, denn an drei Stellen strömt Öl ins Wasser. Nach ersten Schätzungen mindestens 800.000 Liter täglich. Die Küstenwache beginnt damit, kleinere Ölteppiche abzufackeln oder mit Spezialschiffen einzusaugen.

30. April 2010: Der Meeresbiologe Paul Horsman reist nach Louisiana, um sich die Sache anzusehen. Noch ist das Öl von der Küste aus nicht sichtbar, doch kann man es schon riechen. Der Ölkonzern BP, welchem die Quelle gehört, behauptet immer noch, dass der Unfall überschaubar sei.

14. Mai 2010: Immer mehr rötlich schimmernde Ölteppiche schieben sich an die Küste. Das meiste Öl strömt an das Flussdelta des Mississippi, eine der artenreichsten Regionen der Welt. Gerade brüten auf den Inseln Pelikane, von denen viele nun vom Öl verklebt sind. Tausende von Helfern schöpfen den Rohstoff aus dem Marschland - von morgens bis abends. Wenn sie tags darauf zurückkehren, ist alles wieder wie zuvor.

Helfer versuchen an den Stränden am Golf von Mexiko, wie hier in Port Fourchon, Louisiana, das Öl zu beseitigen. Foto: Reuters
Helfer versuchen an den Stränden am Golf von Mexiko, wie hier in Port Fourchon, Louisiana, das Öl zu beseitigen. Foto: Reuters © REUTERS

15. Mai 2010: Große Ölfahnen - manche 16 Kilometer lang, fünf Kilometer breit und 100 Meter hoch - werden von Wissenschaftlern unter der Meeresoberfläche entdeckt. Vermutlich entstanden diese durch die Chemikalien, die die Küstenwache und BP auf dem Meer versprüht haben, um das Öl „aufzulösen“, damit es absinkt.

26. Mai 2010: Während der letzten Wochen hat BP versucht, eine Stahlglocke über das Leck zu stülpen. Der Konzern erwägt nun, dieses mit einem Gemisch aus Gummi, Golfbällen und anderem Müll zu stopfen, doch dieser Versuch scheitert. An diesem Tag wollen die Experten schweren Bohrschlamm, später Zement in das Loch schießen. Sie nennen diese Aktion „Top Kill“. Sie ist zwar erprobt, aber nicht in dieser Wassertiefe.

30. Mai 2010: Doch auch „Top Kill“ scheitert. Nun stellen die Experten fest, dass aus dem Bohrloch bis zu fünfmal mehr Öl fließt, als angenommen. Das bedeutet, dass es über vier Millionen Liter täglich sind.

31. Mai 2010: Die Fischer sind besonders verzweifelt, da sie nicht wissen, wie sie jetzt Geld verdienen sollen. Die Umweltschützer versuchen, sie zu beruhigen. Denn Öl ist für manche Bakterien ideales Futter. In vier Wochen können sie einen Ölteppich um ein Drittel verkleinern, wenn die Bedingungen gut sind. Doch ob sie auch die Ölfahnen unter dem Meeresspiegel vertilgen, weiß niemand.

7. Juni 2010: Inzwischen sind schon über 240 Kilometer Küste verschmutzt.

10. Juni 2010: Auch die Menschen bekommen nun die Folgen der Ölpest zu spüren. Die Betroffenen leiden an Kopfschmerzen und Übelkeit. Besonders die Atemwege werden von den Öldämpfen angegriffen. Da das Wetter die schädlichen Dämpfe landeinwärts treibt, könnte dies auch bald größere Teile der Bevölkerung betreffen.

23. Juni 2010: Bei einem Zusammenstoß eines Unterwasserroboters und der Auffang-Vorrichtung kommen zwei Menschen ums Leben. Das Auffangen des Öls muss unterbrochen werden.

29. Juni 2010: Durch einen Tropensturm werden die Arbeiten auf See unterbrochen und das nach wie vor auslaufendes Öl weiter verteilt. Ein weiteres Absaugsystem sollte installiert werden, dies ist jetzt jedoch nicht möglich.

1. Juli 2010: Es gibt eine gute Nachricht: Der Riesentanker „A Whale“ soll öliges Wasser aufsaugen und reinigen.

Das Öl trat aus einem kaputten Förderohr tief im Meer aus. Foto: Reuters
Das Öl trat aus einem kaputten Förderohr tief im Meer aus. Foto: Reuters © REUTERS

3. Juli 2010: Laut BP ist das Öl nicht dickflüssig genug, um vom Meereswasser getrennt zu werden. Dies ist ein weiterer Rückschlag für die Rettungskräfte.

6. Juli 2010: Im US-Bundesstaat Texas werden an mehreren Stränden Ölklumpen angespült, die Ölpest breitet sich weiter aus.

11. Juli 2010: Die Auffang-Vorrichtung, die seit Anfang Juni auf dem Bohrloch sitzt, wird ausgetauscht. Während die Klappe erneuert wird, fließt das Öl ungehindert ins Meer.

16. Juli 2010: Nun verhindert endlich eine neue Abdichtklappe, dass weiteres Öl austritt.

19. Juli 2010: Das Bohrloch ist seit vier Tagen dicht. Doch laut Presseberichten gibt es an mehreren Stellen um das Bohrloch herum kleine Lecks.

22. Juli 2010: Ein aufziehender Sturm behindert die Durchführung des Plans, eine Entlastungsbohrung vorzunehmen, um Druck vom Bohrloch zu nehmen und so Lecks vorzubeugen. Die Experten wollen deshalb die Bohrung mit Schlamm und Zement verschließen. Die Schiffe, die Ölteppiche abschöpfen, wurden zur Sicherheit in die Häfen geschickt.

25. Juli 2010: Die Schiffe können wieder auf See, da sich das Sturmtief Bonnie schneller als erwartet verzogen hat. Wie sich die Lage jedoch ab August – der Hauptsaison für Hurrikans – entwickelt, ist noch nicht abzusehen.

Ein riesiger Ölteppich trieb auf dem Meer im Golf von Mexiko. Foto: Reuters
Ein riesiger Ölteppich trieb auf dem Meer im Golf von Mexiko. Foto: Reuters © REUTERS

27. Juli 2010: Um die Schäden für die Katastrophe bezahlen zu können, verkauft BP für über fünf Milliarden Euro Öl- und Gasfelder in den USA, Kanada und Ägypten.

2. August 2010: Da ein Leck am Kontrollsystem der Abdeckklappe entdeckt wurde, verzögern sich die Tests zur Versiegelung des Bohrlochs.

4. August 2010: In einer zweitägigen Aktion wird die Ölquelle endlich versiegelt. Es wird Schlamm in das obere Ende des Bohrschachts gepumpt, um das Öl zurückzudrängen. Die Öffnung wird anschließend mit Zement verschlossen. Da der Druck im Schacht durch nachfließendes Öl zu groß werden würde, werden vier Kilometer unter dem Meeresboden von den Seiten zum Ölspeicher Schächte gegraben. Der Hauptschacht wird durch diese Leitungen auch noch von unten mit Zement verschlossen.

Nun ist das Bohrloch zwar verschlossen, doch in der Umwelt sind die Schäden immer noch sichtbar. Trotz dieser Katastrophe wird immer noch Öl aus großen Tiefen unter dem Meeresspiegel gefördert.

Lena Berndes und Vivien Mulaj, Klasse 8c, Gymnasium Waldstraße, Hattingen