20 Jahre nach dem Mauerfall begibt sich Zeus-Reporter Frederik in Berlin auf eine Reise durch die Geschichte.

1989 ist die Berliner Mauer noch Symbol einer geteilten Welt. Im Laufe des Jahres jedoch überwinden mutige Ostdeutsche ihre Angst und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Sie wehren sich gegen Unterdrückung und Hoffnungslosigkeit, fordern Freiheit und Demokratie.

Der Fall der Berliner Mauer, die Deutschland seit 1961 geteilt hatte, jährt sich also zum 20. Mal und wird entsprechend gewürdigt. So erinnert z.B. die Ausstellung „Friedliche Revolution 1989/90” auf dem berühmten Alexanderplatz an die historischen Ereignisse der Wendezeit.

Wo früher kilometerweit die streng bewachte graue Mauer entlang lief, ödes Grenzland drumherum, sind heute lebendige Einkaufszentren, moderne Geschäftshochhäuser oder eindrucksvolle Botschaftsgebäude der verschiedenen Landesvertretungen entstanden.

Auf mehreren Stadttouren habe auch ich mich auf Spurensuche begeben. Der ehemalige Mauerverlauf lässt sich nicht nur zu Fuß, sondern auch bequem mit dem Bus oder per Schiff erkunden. Besonders kurzweilig war eine Bootstour mit einem Reiseleiter, der uns als „Der Hauptmann von Köpenick” mit original Berliner Schnauze auf der Spree entlang die mehr oder weniger bekannten Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus erklärt hat.

Rundgang durch den Deutschen Reichstag

Hier habe ich auch erfahren, in welchem Haus unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Stadtwohnung hat – nämlich ganz zentral zwischen Berliner Dom und dem Regierungsviertel, ohne Namen an der Klingel und unauffällig bewacht.

Ein anderes Highlight war für mich der Besuch des Deutschen Reichstags mit seiner mächtigen Glaskuppel, von wo aus man einen großartigen Rundumblick über die ganze Hauptstadt hat. „Dem deutschen Volke” steht über dem Westportal des Reichstagsgebäudes, in dem nach einem Umbau durch den englischen Stararchitekten Norman Foster der Deutsche Bundestag tagt.

Es ist ein offenes Haus, das jeder kostenlos besichtigen kann. Dafür muss man sich allerdings ungefähr zwei Stunden lang in die tägliche Warteschlange stellen. Eine Führung ist sogar mindestens zwei Monate vorher anzumelden.

Geschickterweise kann man sich aber auch um 11 Uhr oder um 18 Uhr zu einer etwa halbstündigen Informationsveranstaltung einfinden, zu der man gratis und ohne Wartezeit auf die Besuchertribüne des Plenarsaals eingeladen wird.

Da habe ich dann auch interessante Nebensächlichkeiten erfahren, wie z.B. dass der Mast der Deutschlandfahne das einzig verbliebene Stück Holz im ganzen Gebäude ist – Norman Foster hat sonst nämlich ausschließlich Glas, Metall und Naturstein verwendet, weil Holz durch Feuer zerstörbar ist (siehe Reichstagsbrand 1933). Auch dass der Bundesadler oben im Plenarsaal auf der selten sichtbaren Rückseite freundlich gestaltet ist – die Vorderseite durfte Foster aus urheberrechtlichen Gründen jedoch leider nicht verändern. Und dass jede Plenarsitzung sicherheitshalber von mehreren Stenographen, die schneller schreiben können als die meisten Menschen sprechen, dokumentiert wird – Parlamentsstenographen werden immer gesucht und gut bezahlt!

Anschließend kann man noch die gläserne Kuppel begehen und erhält weitere Informationen über einen Audio-Guide. Hohe Glasfassaden, viele Spiegel und kühler Stahl lassen alles hell, transparent und modern aussehen. Aber auch in Sachen Ökologie (Ausnutzung des Tageslichts, Wärmerückgewinnung) ist der sanierte Reichstag absolut vorbildlich.

Trotz aller Offenheit kommt man als Tourist mit den Politikern allerdings nicht in Kontakt. Sie benutzen entweder eine obere Fußgängerbrücke, die der Berliner auch gerne mal „die höhere Beamtenlaufbahn” nennt, oder die unterirdischen Gänge eines Tunnelsystems, das die verschiedenen Regierungsgebäude im Tiefgeschoss miteinander verbindet.

Frederik Brach

Albert-Martmöller-Gymnasium, Klasse 8a