Hagen. . Das Rauchen aufzugeben ist nicht leicht, doch viele sagen dem blauen Dunst den Kampf an. Zeus-Reporterin Anna Maria Pasdziernik sprach mit einem Raucher über die Gefahren und die ewige Versuchung.

Laut einer Studie sind Deutschland und Japan täglich massiver Zigarettenwerbung ausgesetzt. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich vier Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Das bedeutet alle neun Sekunden ein Todesfall.

Die Zigarette, die sich Jürgen Fischer* gerade anzündet, soll seine letzte sein. Er zieht nach dem Anstecken einen tiefen Zug Tabakrauch ein und atmet ihn schließlich aus. Der Rauch staucht sich auf und vermischt sich mit der normalen Luft, bis nichts mehr zu sehen ist. „Leider ist das nicht die Erste von meinen Letzten. Ich hoffe nur, dass ich dieses Mal meinen inneren Schweinehund besiege.“ Seit mehr als 38 Jahren hängt Jürgen Fischer an der Schachtel, ohne auf Warnungen von Medizinern zu hören. Doch dieses Mal soll alles anders werden, hofft er jedenfalls.

Viele wünschen sich das Ende der Raucherkarriere, geben aber das Rauchen aus Bequemlichkeit nicht auf. Kinder sind dabei am meisten gefährdet, dem Qualm zu verfallen, denn sie sind empfänglicher für die Werbung der Glimmstängel als Erwachsene.

Vermeintlich cooles Aussehen der Werbefiguren

Geworben werden darf nur noch auf Plakatwänden am Straßenrand oder in der U-Bahn. Angesprochen werden die Kinder und Jugendlichen von dem oftmals „coolen“ Aussehen der Werbefiguren. Doch wo einst in jeder Ecke etliche Zigarettenautomaten standen, steht nun nur noch einer. Wo früher die Werbung vom HB-Männchen zu sehen war, ist dies jetzt verboten, berichten viele Raucher. Ihnen ist es selber ein Dorn im Auge, wenn Jugendliche rauchen. In Amerika sollen Kampagnen wie „Tips From Former Smokers“ die Menschen davor bewahren, mit dem Qualmen zu beginnen. Vom Rauchen gezeichnete Menschen geben Tipps, sich zum Beispiel mit amputierten Gliedmaßen im Alltag zurechtzufinden. Doch das Absterben von Gliedmaßen muss nicht die einzige Folge des Rauchens sein. Verschiedene Arten von Krebs wie Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Lungen-, Magen-, Nieren- und Blasenkrebs sowie Asthma Parodontitis (Chronischer Zahnfleischschwund), vorzeitige Hautalterung und vieles mehr sind oftmals Resultat des jahrelangen Rauchens.

„Ich denke, das Problem der Raucher ist die Einsicht, dass es auch sie treffen kann,“ berichtet Jürgen Fischer. „Die Krankheiten scheinen immer so weit weg und man denkt sich immer: ‘Mir kann das nicht passieren.’ Ich habe mir das selbst viele Jahre lang gedacht.“ Jürgen Fischer hatte schon einen Herzinfarkt und möchte nun sein Leben nicht weiter mit dem Rauchen gefährden. Doch ob er es wirklich schafft, wird sich noch zeigen: Innerhalb eines Jahres der Rauchentwöhnung werden 93 Prozent der ehemaligen Raucher wieder rückfällig.

Verteilung in den sozialen Schichten

Auch die Verteilung des Rauchens in den verschiedenen sozialen Schichten ist aussagekräftig. Während in den 1960er Jahren mehr Menschen aus der Oberschicht qualmten, ist es heutzutage üblicher, dass in niedrigen Schichten öfter geraucht wird. Johannes Siegrist begründete dieses Phänomen mit der Gratifikationskrise. Bauhilfsarbeiter befinden sich häufiger in einer emotionalen Krise, da sie sich zwar beruflich verausgaben, jedoch von der Gesellschaft nicht genügend bis keine Anerkennung erfahren. Deshalb greifen sie dann zu einem Mittel, das für Glücksgefühle sorgt. Denn das Nikotin im Tabak steigert den Dopaminspiegel im Gehirn.

Für Kinder und Jugendliche ist das Rauchen ein Attribut fürs Erwachsensein. Sie sind sich in ihrem Alter noch nicht darüber bewusst, wie viel Schaden sie sich damit zufügen können. Rauchen hat ähnliches Abhängigkeitspotenzial wie Alkohol und Kokain. Körperlich wird man vom Nikotin abhängig, genauso wie vom Alkohol. Psychisch befindet sich das Abhängigkeitspotenzial auf einer Stufe ähnlich dem des Kokains. „Eine gefährliche Mischung, um sich erwachsen zu fühlen“, denkt Jürgen Fischer.

*Person möchte anonym bleiben

Anna Maria Pasdziernik, 11. Klasse, Gesamtschule Haspe, Hagen