Hagen. . Millionen Menschen trainieren in Sportstudios. Ohne es zu wissen, wandeln viele auf einem schmalen Grat zwischen gesundem Training und Selbstzerstörung, berichtet Zeus-Reporterin Anke Pieper. Sie weist auf die Gefahren exzessiven Trainings hin.

Besuche in Fitness-Studios – Nur ein Trend oder schon eine ernstzunehmende Krankheit? Fitnessstudios, auch Fitness-Center oder Sportstudios genannt, gibt es in Deutschland bereits seit den 1960er-Jahren. Der große Boom kam jedoch erst in den 80ern, als Menschen massenweise versuchten, in den Fitness-Centern einem neuen Schönheitsideal nachzueifern, um einen Ausgleich zum ansonsten langweiligen Büroalltag zu finden oder einfach nur, um sich gesund und fit zu halten.

In Deutschland gibt es mehrere Tausend Fitnessunternehmen. Mehr als sechs Millionen Menschen besuchen Fitness-Studios.

Fitnessstudios passen in die heutige Zeit: So ermöglichen sie uns - trotz stressigem Bürojob und nährwertreichem Essen - einen sportlichen Ausgleich zu finden und etwas für die Figur zu tun. Aus diesen Gründen bieten die meisten Sportstudios neben günstigen Mitgliedsbeiträgen und erweiterten Öffnungszeiten (teilweise 24 Stunden an sieben Tagen) auch Kurse wie Yoga, Aerobic und Zumba an.

Sauna, Wellnessbereiche, Physiotherapeuten

Sowohl Sauna, Wellnessbereiche, Physiotherapeuten und Sportmediziner sind aus modernen Fitness-Centern nicht mehr wegzudenken. Auffällig ist jedoch, dass die Zahl der Jugendlichen, die in Sportstudios gehen, seit ein paar Jahren stetig steigt. So ist es auch nicht wunderlich das die Hauptzielgruppe bei manchen Ketten 15- bis 18-Jährige sind. Mancherorts gibt es sogar für Grundschüler spezielle Fitness-Centren.

Doch wie kommt es, dass ausgerechnet Jugendliche ihre Zeit lieber schwitzend im Fitnessstudio verbringen als draußen die frische Luft zu genießen, sich mit Freunden zu treffen oder etwas für die Schule oder die Ausbildung zu tun?

Ein Grund dafür wird das heutige Schönheitsideal sein, nach dem Menschen nun einmal schlank, straff und braun gebrannt sein sollten – und nicht mehr, wie vor mehr als hundert Jahren, blass und rundlich.

Gruppendruck, Stressabbau und die Flucht vor Problemen

Auch Gruppendruck, Stressabbau und die Flucht vor Problemen im Elternhaus sind mögliche Gründe für das Bodytuning.

Doch was passiert, wenn Sport zum Zwang wird und das Nicht-Erfüllen des Sportpensums zum schlechten Gewissen führt? Wenn sich das ganze Leben und sämtliche Gedanken nur noch um den Sport und vermeintlich gesunde Ernährung dreht? Wenn kein Platz mehr bleibt für soziale Kontakte, Schularbeiten und Ausruhen?

Wenn es soweit kommt, spricht man von Sportsucht auch „Anorexia Athletica“ genannt. Es ist die Bezeichnung für eine Essstörung bei Sportlern, die bewusst ihr Körpergewicht bis an die Grenze des Untergewichts oder darüber hinaus verringern.

Knochen-, Sehnen- und Bänderverschleiß

Sportsüchtige trainieren mindestens drei bis vier Stunden am Tag, nicht selten auch noch mehr. Ihr ganzer Tagesablauf dreht sich um Sport und Fitness, welcher bei übertriebener Betätigung seelische, körperliche Krankheitsfolgen haben kann. Unter anderem sind das Knochen-, Sehnen- und Bänderverschleiß, ein geschwächtes Immunsystem sowie Stoffwechsel- und Hormonstörungen.

Schule, Ausbildung, Partnerschaften und soziale Kontakte werden dann von den Abhängigen dem Sport untergeordnet. Die Betroffenen vereinsamen, wodurch sie wieder mehr Sport machen, um sich glücklich zu fühlen und dort die Anerkennung zu erhalten, die sie anderweitig nicht mehr bekommen.

Ein Teufelskreis

Ein Teufelskreis, aus dem sie oftmals nicht mehr alleine herauskommen.

Der Grad zwischen zwanghaften Sportexzessen und ehrgeizigem Training ist meist schmaler als man denkt. Vor allem Jugendliche sind besonders der Gefahr ausgesetzt, dass aus dem Sport der zurzeit so stark im Aufwärtstrend liegt, eine Sucht wird.

Anke Pieper,
Klasse 11,
Gesamtschule Haspe,
Hagen