Hagen. . Die Griechen leiden unter den Folgen der Schuldenkrise. Doch was wäre, wenn Griechenland die Euro-Zone verlassen würde? Zeus-Reporter René Walz ist dieser Frage einmal nachgegangen.

Die griechische Haushalts- und Staatsschuldenkrise, die erst 2010 öffentlich wahrgenommen wurde, hatte sich schon in den Jahren zuvor entwickelt und war bis 2009 von verschiedenen griechischen Regierungen mit abwegigen Darstellungen und Meldungen über Griechenlands Wirtschaftsdaten größtenteils verborgen gehalten worden.

Der Grund für die Staatsschuldenkrise ist, dass der Staatshaushalt Griechenlands jährlich mehr Ausgaben als Einnahmen beinhaltet hat. Dies bedeutet dass der griechische Haushalt seit vielen Jahren den Grenzwert von maximal 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) überschreitet.

Seit 2008 befindet sich Griechenland in einem Konjunkturrückgang und hat in dieser Zeit 20 Prozent seiner Wirtschaftskraft verloren.

Enorme Verschuldung

Die Nettoneuverschuldung lag 2011 bei 21,3 Milliarden Euro, das entspricht 9,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), 2010 waren es 23,7 Milliarden Euro (10,7 Prozent des BIP), 2009 36,1 Milliarden Euro. (15,6 Prozent) und 2008 22,9 Milliarden Euro (9,8 Prozent). Aufgrund dieser enormen Verschuldung fragen sich viele, was passieren würde, wenn Griechenland die Euro- Zone verlässt.

Durch den Ausstieg aus der Euro- Zone könnten die Börsenkurse weltweit sinken, Aktien und Investoren würden mehr und mehr nervös auf die politischen Unsicherheiten in Europa reagieren. Jedoch könnten andere Währungen wie Dollar, Yen oder Schweizer Franken von dieser Unsicherheit profitieren und der Goldpreis könnte weiter an Wert zulegen.

Dadurch dass Deutschland Griechenland mit Anleihekäufen und Rettungsprogrammen unterstützt hat, würde die Europäische Zentralbank (EZB) fast 160 Milliarden Euro verlieren. Außerdem könnte sich die Staatsschuldenkrise verschärfen, dass heißt die Investoren könnten sich aus der Staatsfinanzierung zurückziehen. So würden Länder wie Spanien und Italien keine Käufer mehr für ihre Staatsanleihen finden.

Ansturm auf die Banken

Des weiteren käme es wohl zu einem Ansturm auf die Banken in Europa. Dies kann zu einer weltweiten Bankenkrise führen. Die Bürger in Griechenland müssten, bevor die Konten nicht mehr verfügbar sind und die Guthaben ihren Wert verloren haben, ihr Geld von den Banken holen. Der Kapitalauszug würde die griechischen Banken noch mehr in Notlage bringen und zahlreiche Institute dürften pleitegehen.

Die radikalen Parteien würden am rechten und linken Rand noch stärker davon profitieren. Beobachter sprachen vor der Wahl am 6. Mai 2012 von einer Zufallswahl, die die Zukunft des Landes auf Jahrzehnte bestimmen würde. Die neofaschistische Partei beispielsweise, auch genannt ,,Goldene Morgenröte“, die offen gegen Ausländer ist, hatte schon in der vergangenen Wahl 21 Mandate erreichen können. Die Rechten lehnen die Sparprogramme genauso ab wie die Linken.

Sollte Griechenland nicht in der Lage sein, seine Schulden zurückzuzahlen, müssten viele Banken um ihr Überleben kämpfen, daraufhin dürften sie die Kreditabgabe stark herabsetzen. Dann würden Unternehmen ihre Kapitalanlagen zurückfahren und selbst die Bürger in der EU dürften Angst vor Arbeitslosigkeit oder vor weiteren Sparprogrammen haben. Zwar wären die Unternehmen wettbewerbsfähiger, nach einer neuen Währungsreform, müssten aber ihre Altschulden in Euro zurückzahlen. Sollten die Unternehmen deswegen wirtschaftlich zusammenbrechen, müssten auch die ausländischen Banken ihre Kredite abschreiben. Dies würde die Krise in anderen Ländern verschärfen.

Anstieg des Rentenalters

Griechenland war Ende 2011 mit 375 Milliarden Euro verschuldet. Durch den Schuldenschnitt soll die griechische Schuldenlast insgesamt um 107 Milliarden Euro verringert werden. Bisher hatten vier Sparpakete stattgefunden. Das erste Sparpaket war im März/April 2011, das zweite im Mai 2011, das dritte ein Monat später und das vierte Sparpaket fand nach Ankündigung im September 2011, im Februar dieses Jahres statt. Im September 2012 wurde ein weiteres Sparpaket von der griechischen Regierung angekündigt, dabei sollen 2,6 Milliarden Euro mit Hilfe von Renten- und Pensionskürzungen eingespart werden. Außerdem wird über den Anstieg des Rentenalters von 65 auf 67 nachgedacht. Durch die Sparmaßnahmen sanken die Gehälter im öffentlichen Dienst um 30 Prozent, Renten um 10 Prozent. Des weiteren kam es im Verlauf der Sparmaßnahmen vermehrt zu Protesten. Zwischen Januar und Juni 2011 kam es zu mehrtägigen Generalstreiks gegen die Sparmaßnahmen.

Für Bundesfinanzminister Schäuble ist die Frage um den Verbleib Griechenlands in der Währungsunion noch ungewiss. Dabei stellt Schäuble die Frage, ob Athen die Auflagen der Troika aus EU- Kommission, Europäischer Zentralbank und internationaler Währungsfonds erfüllen kann.

Im großen und ganzen lässt sich sagen, dass der Verbleib Griechenlands in der Euro- Zone noch sehr ungewiss ist, Griechenland muss noch eine Menge tun. Da ist noch nichts entschieden.

René Walz
Klasse 11
Gesamtschule Haspe
Hagen