Gelsenkirchen.

„Jede Person hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Dieses Recht umfasst die Freiheit, die Religion oder Weltanschauung zu wechseln, und die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung einzeln oder gemeinsam mit anderen öffentlich oder privat durch Gottesdienst, Unterricht, Bräuche und Riten zu bekennen.“

So heißt es in der europäischen Menschenrechtskonvention. Müssen wir deshalb Burkas auf unseren Straßen dulden? Sollten wir nicht die Frauen aus ihrer Isolation hinter der Burka befreien?

Vielleicht. Vielleicht sollten wir das tun. Aber der Weg Belgiens ist der falsche.

Belgiens Methode „Aus dem Auge, aus dem Sinn“ löst die Problematik nicht, sie versteckt sie nur. Die Frauen, die die Burka tragen, werden nun das Haus gar nicht mehr verlassen, zuhause eingesperrt bleiben und sich damit noch weiter von unserer Gesellschaft isolieren. Das kann nicht das Ziel sein.

Dazu kommt das Recht auf Religionsfreiheit. Leider wird die Burka von einigen Muslimen als Zeichen der Religionszugehörigkeit gedeutet, obwohl der Koran davon nichts erwähnt.

Dennoch fällt sie unter die Religionsfreiheit, da man das Tragen der Burka auch als Brauch oder Ritus deuten könnte.

Ein Verbot widerspricht demnach der europäischen Verfassung und wird beim ersten Gang zum europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gekippt werden.

Wir können nicht alles verbieten, was uns nicht gefällt. Wir sollten an unseren freiheitlichen und demokratischen Grundsätzen festhalten und nicht unter falsch verstandener „Frauenbefreiung“ die Grundrechte einschränken. Um den Frauen, die zum Tragen der Burka gezwungen werden, zu helfen, muss es andere Wege geben.

Verpflichtende Sprachkurse und nachgewiesene Sprachkentnisse zum Beispiel. Kurse in Grundrechten, mehr Beratungstellen mit muslimischen Sozialarbeiterinnen und mehr Integrationskurse. Auch sollten sich die so genannten Vertreter der Muslime in Europa stärker um die Frauen und deren Rechte bemühen.

Leicht geschrieben, schwer umzusetzen. Aber niemand hat gesagt, dass dies einfach wird.

Belgien hat die falsche Lösung gewählt. Wir sollten die Richtige finden.

Ibrahim Özalp, Klasse AS2b, Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe, Gelsenkirchen