Essen. Monika Wilms ist eine Tagesmutter und betreut kleine Kinder, während die Eltern zum Beispiel arbeiten gehen. Zeus-Reporterin Carina hat ihr einen Tag über die Schulter geschaut.

Es ist früh am Morgen, als ich vor der Tür stehe. Ich möchte einen Tag bei einer Tagesmutter verbringen, um festzustellen, wie der so abläuft. Monika Wilms ist bereits auf den Beinen und bereitet sich auf das Eintreffen der Kinder vor. Neugierig schaue ich aus dem Fenster. Da eilt schon die erste Mutter aus einem Auto herbei, offensichtlich muss sie zur Arbeit. Monika Wilms nimmt das Kind entgegen. Vieler Worte bedarf es nicht: Man kennt sich und alles ist geregelt.

Nach und nach kommen nun auch die anderen vier Kinder und damit ist das Haus voll. Die Tagesmutter erklärt mir, dass sie ausgebildete Tagespflegeperson sei und diese Arbeit schon seit zwölf Jahren mache.

Jetzt habe ich die Zeit, mir die Kinder genauer anzuschauen. Alle sind zwischen ein und zwei Jahren alt, Mädchen wie Jungen. Ein wenig bin ich erstaunt, dass man so junge Kinder in eine fremde Betreuung gibt. Monika Wilms erklärt mir: „Ja, die Kinder sind alle sehr jung und manchmal habe ich sogar Babys, die nur ein halbes Jahr alt sind. Es gibt Eltern, die ihre Kinder nicht so früh in die Betreuung geben, weil sie fürchten, dies würde eine intensive Bindung zur Mutter verhindern. Aus meiner Sicht ist das aber nicht richtig. Man kümmert sich dann in den Nachmittagsstunden sogar besonders gut um die eigenen Kinder. Darüber hinaus sollte man aber auch die Mütter verstehen, die möglichst schnell wieder in den Beruf zurückkehren möchten, da sie sonst den Anschluss verlieren. Es kann aber auch sein, dass man schlichtweg Geld verdienen muss. Wie auch immer, ich versuche in meinem häuslichen Rahmen die Eltern zu unterstützen.“

Sozialen Umgang lernen

Gerade reißt uns das Geschrei zweier Kinder aus der Unterhaltung. Die beiden streiten sich um ein Spielzeug. Auch solch ein Streit hilft den Kindern, frühzeitig den sozialen Umgang miteinander zu lernen. Zu Hause würden sie wahrscheinlich alles bekommen, hier müssen sie auch mal dem anderen den Vortritt lassen. Dies ist die beste Vorbereitung auf den Kindergarten, den sie ja mit circa drei Jahren besuchen werden. Bevor es zu heftig wird, greift die Tagesmutter jedoch ein. Schnell ist die Situation bereinigt. Beide Kinder tun so, als wäre nichts geschehen und spielen zufrieden weiter.

Der Vormittag vergeht wie im Flug. Ich verbringe ihn mit den Kindern krabbelnd auf dem Boden. Danach gehen wir spazieren und ich gehe der Tagesmutter bei anderen Dingen zur Hand. Doch nun steht erst einmal das Essen an. Es wird frisch gekocht – heute Kartoffeln und viel Gemüse. Monika Wilms erzählt mir von den strengen Hygienevorschriften, die einzuhalten sind: „Wir sollen Auflagen bekommen wie ein Lebensmittelunternehmen. Dies würde zum Beispiel bedeuten, dass es einen eigenen Kühlschrank für die Lebensmittel der Kinder geben müsste. Glücklicherweise ist das Land NRW bisher weniger streng und fordert nur das, was für eine vernünftige Tagesmutter sowieso selbstverständlich ist. So wird natürlich nicht in den Räumen geraucht, in denen sich die Kinder aufhalten.“

Ungewohnte Tätigkeit

„Was geschieht, wenn wirklich diese restriktiven Regelungen umgesetzt werden müssen?“, frage ich. Sie zuckt mit den Schultern: „Ich mag mir das nicht vorstellen. Ein zusätzlicher Kühlschrank kostet nicht nur Geld, er braucht auch relativ viel Platz. Platz, den viele Tagesmütter nicht haben. Wie soll das funktionieren?“

Wir bringen den Kindern das Essen und ich helfe beim Füttern eines einjährigen Jungen. Eine ungewohnte Tätigkeit, aber mit ein wenig Geduld bekommt man das schon hin. Die etwas größeren Kinder sitzen an einem eigenen Tisch und essen schon mehr oder weniger selbstständig.

Danach machen wir die Kinder sauber, nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Dann geht es zum Mittagsschlaf in einen benachbarten Raum. Fürs Erste herrscht Ruhe, die die Tagesmutter nutzt, um wieder etwas Ordnung in das Chaos zu bringen und die Küche zu säubern. Aber nicht lange und der Erste ist schon wieder wach. Der Rest des Tages vergeht dann ziemlich schnell - nach und nach trudeln die Eltern ein und holen ihre Kinder wieder ab. Diese machen einen zufriedenen Eindruck und freuen sich wohl schon auf die Zeit mit ihren Eltern. Auch ich bin froh, dass der Tag nun hinter mir liegt. Es war zwar eine interessante Erfahrung, aber doch sehr anstrengend!

Carina Pollack, Klasse 8b, Burggymnasium, Essen