Dülmen. .

Nunmehr zum 104. Mal fand am Samstag, 28. Mai, im Merfelder Bruch bei Dülmen der traditionelle Wildpferdefang statt. Im Merfelder Bruch bei Dülmen leben noch heute ungefähr 350 Wildpferde, die letzten frei lebenden Wildpferde in Europa. 1316 erstmals in einer Urkunde erwähnt, wurde deren Fortbestand durch ein 360 ha großes Reservat gesichert, das die Herzöge von Croy ab Mitte des 19. Jahrhunderts einrichteten.

Die Wildpferde sind während des Jahres sich selbst überlassen. Nur einmal jährlich, am letzten Mai-Samstag, werden seit 1907 die Jährlingshengste eingefangen. Dies ist notwendig, weil es ansonsten zu Rangkämpfen zwischen den geschlechtsreifen Hengsten kommen würde, da der Drang zum Bilden einer eigenen Herde vorhanden ist, aber nur ein begrenzter Lebensraum zur Verfügung steht.

An diesem einen Tag, wenn es Zeit ist, die jungen Hengste von der Herde zu trennen, finden sich zahlreiche Zuschauer ein, um das Spektakel live mitzuerleben. Kurz bevor die Veranstaltung beginnt, steigt die Spannung bei den Zuschauern merkbar. Der Blick vieler Zuschauer wandert ungeduldig zur Uhr. Dann geht ein Raunen durch die Menschenmenge, die sich in Block A-K der hufeisenförmigen Arena der Wildpferdebahn eingefunden hat.

Die Hengste werden ohne Hilfsmittel eingefangen

„Sie kommen!“, rufen viele der Anwesenden. Ein leises Grollen in der Ferne kündigt an, dass sich die Wildpferde der Arena nähern. Das anfängliche leise Grollen wird zu einem lauten Donnern und Stampfen. Die Leute springen auf. Eine Staubwolke kommt näher und nimmt immer mehr zu. Dann werden die Zuschauer von der Staubwolke eingehüllt und die Wildpferde galoppieren mit fliegenden Mähnen und Schweifen in die Arena ein.

Nachdem das Tor der Arena geschlossen ist und die Wildpferde unter Wiehern einige Bahnen gezogen haben, kommen die Tiere langsam zur Ruhe. Das große Spektakel kann beginnen. Bei sommerlichem „Herzogswetter“ beginnen nun mutige Männer aus der Umgebung mit dem Einfangen der einjährigen Hengste, per Hand und ohne Hilfsmittel. Die Männer tragen traditionelle Münsterländer Tracht und die Teilnahme ist meistens Familientradition.

Keine Brandzeichen

In diesem Jahr ist der berühmte Tierfilmer Andreas Kieling mit dabei. Die Fänger machen die Jährlingshengste in der kreisenden Herde ausfindig, sondern sie aus und fangen sie dann mit Körperkraft ein. Dies ist für die Tiere schonender, aber für die Fänger nicht ganz ungefährlich. Es werden so insgesamt 22 Jährlinge eingefangen; darunter ein bei den Käufern begehrter Rappenhengst.

Aus Tierschutzgründen verzichtet man erstmals auf das Setzen der Brandzeichen. Die Tiere werden aber gechipt. Bei der nun stattfindenden Verlosung gewinnen fünf Zuschauer, die vor Beginn der Veranstaltung eifrig Lose gekauft haben, jeweils einen der zuvor gefangenen Hengste. Die Gewinner haben die Möglichkeit, die Hengste artgerecht mitzunehmen, oder in die jetzt stattfindende Versteigerung zu geben. Mit der Versteigerung der Jährlinge endet der diesjährige Wildpferdefang um circa 18 Uhr und hinter den Kulissen beginnt schon die Planung für das nächste Jahr.

Alexander Wolf, Klasse 8c, Burggymnasium