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„Was hältst du eigentlich von Ratten?“ „Igitt! Die sind voll ekelig. Haben die nicht außerdem auch die Pest mitgebracht?“ So sehen oft Meinungen zum Thema Ratten aus. Viele Leute finden sie widerlich, dreckig und sehen in ihnen nur den feindlichen Schädling. Tatsache ist aber, dass ein Großteil dieser Vorwürfe ungerechtfertigt ist.

Ich selbst kann als Besitzerin von fünf Ratten sagen, dass das ganz tolle und intelligente Tiere sind. Ebenso wie ich, meine zwei Geschwister und meine Eltern gehören die fünf Tierchen zur Familie. So wie man einem Baby nach der Geburt einen Namen gibt, haben auch wir zu Anfang den neuen Mitbewohnern Namen gegeben: Liliput, Knöpfchen, Jane, Chino, Baylis. Unsere leider schon verstorbene Ratte hieß Turbo.

Zu diesem speziellen Thema habe ich auch die Meinung der 16-jahrigen Luisa-Marleen eingeholt. Sie hält sich zu Hause ebenfalls drei Rattendamen. Dabei bekam ich eine sehr positive Rückmeldung: „Meine Ratten Bimbim, Bitzy und Fussel sind die saubersten Tiere, die ich je gesehen habe. Ich wette, dass sie sich öfter putzen, als sich ein Mensch am Tag durchschnittlich die Hände wäscht.“

Forscher und Rattenbesitzer haben erkannt, dass Ratten innerhalb ihrer Gruppe ein hoch entwickeltes Sozialverhalten hegen, das stark dem des Menschen ähnelt. Genau wie wir pflegen sie soziale Kontakte. Und je mehr Erfahrungen sie mit anderen Ratten machen, desto größer kann die Einsatzbereitschaft gegenüber den Artgenossen werden. Das gegenseitige Putzen, Kuscheln, Kämpfen und auch Streiten wird, wie bei Menschen, als Dienstleistung oder Auseinandersetzung aufgefasst. Sie handeln also nach dem guten, alten Sprichwort: „Eine Hand wäscht die andere“. Außerdem kommunizieren sie untereinander, indem sie sich mit Lauten im Ultraschallbereich verständigen, die das menschliche Ohr nicht hören kann.

Eine Antwort wie oben genannt, bekomme ich trotzdem immer wieder zu hören. Natürlich stimmt es, dass die Ratten früher Träger der hochgradig ansteckenden Infektionskrankheit, der Pest, waren. Jedoch waren die eigentlichen Pestüberträger die (Katzen-)Flöhe im Fell der Ratten. Dies wurde als erstes 1898 von Paul-Louis Simond entdeckt. Wenn man nun etwas forscht und sich mit dem Thema „Pest und Ratten“ befasst, stößt man auf recht interessante Fakten: Der Mensch war auch nicht unschuldig an der damaligen Lage.

Da nämlich früher Katzen als Zeichen des Teufels und der Hexerei bezichtigt worden sind, gab es nach der Inquisition nur noch so wenige Katzen, so dass der so genannte Katzenfloh auf andere Tiere umsteigen musste - in diesem Fall die Ratten. Doch selbst wenn die Ratten im Mittelalter zur Ausbreitung der Pest beitrugen, ist es ihnen heute als Haustier nicht mehr möglich, dies zu tun. Durch das Leben in einem Käfig bei den Menschen, haben sie eigentlich keinen Kontakt zur Außenwelt. Wie also sonst sollten sie Krankheiten und Viren übertragen?

Auch die Behauptung, dass Ratten dreckig seien, kann man widerlegen: Wenn man sich den Käfig einer Rattengruppe ansieht, kann man oft deutlich sehen, dass es meistens einen Platz gibt, der von den Tieren als „Toilette“ benutzt wird. Es gibt darunter auch Ratten, die eine richtige „Rattentoilette“ nutzen. Also ist die Ratte dem Menschen näher als man denkt.

Jaqueline Bosler, Klasse 8b, Burggymnasium