Düsseldorf. Air Berlin lud zwei Zeus-Reporter zu einem Flug von Düsseldorf nach Alicante ein. Die beiden durften dabei auch den Piloten über die Schulter schauen. Ein Erlebnisbericht aus dem A 321.
Flughafen International, Düsseldorf, 8.30 Uhr. Die Turbinen heulen auf. Die gewaltige Kraft von 9600 Pferdestärken drücken die Passagiere in ihre Sitze. Immer schneller rollt das Flugzeug über die Startbahn. Dann gleitet die Maschine durch die regenverhangene Wolkendecke, schwebt über einer Fläche von endlosem Weiß. Immer gerade aus, im blauen Himmel in süd-westlicher Richtung. „Hier spricht ihr Kapitän Rainer Schütt. Ich fliege Sie heute mit meinem Copiloten Mark Hoiting“, tönt es aus den Lautsprechern des Air Berlin-Fliegers. Mit an Bord 159 Passagiere und die siebenköpfige Crew auf den Weg ins spanische Alicante.
Zwei Stunden Vorbereitung
Der Airbus A 321 ist eines der meist geflogenen Passagiermaschinen der Welt und das drittgrößte der 171 Flugzeuge starken Flotte von Air Berlin. Kurz vor dem Start zieht ein „Pushback“, ein Schlepper, das Flugzeug auf die Startbahn, von wo es aus eigener Kraft starten kann. Zu diesem Zeitpunkt hat die Crew um den 47-jährigen Chefpiloten Schütt bereits zwei Stunden intensiver Vorbereitung hinter sich: Flugplan- und Sicherheitsbesprechung mit dem Kabinenpersonal, Außenkontrolle der Maschine. Dazu jede Menge Schreibarbeit.
Jetzt beim Start sorgen die hinteren Querruder für einen optimalen Auftrieb. Aufkommender Gegenwind verbessert die Bedingungen. Dabei muss der Pilot das Flugzeug mit einer manuellen Schaltung steuern, die wie ein Joystick aussieht. Ab der gewünschten Flughöhe übernimmt dann der Autopilot. An einem kleinen Rädchen kann Schütt oder sein Co-Pilot die Höhe und die Geschwindigkeit einstellen. Der Computer führte dies dann aus. Doch zurücklehnen können sie sich nicht: „Fliegen ist nicht so einfach, wie es jetzt vielleicht aussieht“, erklärt der 47-Jährige lachend, „es erfordert unsere absolute Konzentration: Falls es nämlich zu Turbulenzen kommt, müssen wir sofort eingreifen.“ Jede Flugkurve wird dabei penibel festgehalten. Die Piloten dokumentieren den gesamten Flug, und funken die Daten der Instrumente an die Funkstelle am Start- und Zielflughafen.
Doch heute ist während des zweieinhalbstündigen Fluges die Wetterlage entspannt, Turbulenzen nicht zu erwarten. So können auch Schütt und Hoiting ihre Sandwiches und dazu reichlich Obst genießen. Plötzlich aber fährt Schütt aus seinem Pilotensessel hoch, als eine Maschine am Fenster vorbeizieht: „Was war das für eine, was war das für eine?“ fragt er fast kindlich seinen Nebenmann. 23 Jahre Pilot, doch fasziniert vom Fliegen so wie am ersten Tag: „Es war mein Kindheitstraum,“ sagt der gebürtige Hamburger, „und ich bin heute noch der einzige in meinem Golfclub, der während eines Abschlags innehält und sich freut wenn ein Flugzeug über das Green fliegt.“ Oder wie eben an seinem Cockpit vorbei zieht.
Zehn Tonnen Kerosin
Für einen Flug wie von Düsseldorf nach Alicante benötigt der A 321 zehn Tonnen Kerosin. „Das berechnet sich aus der Passagierzahl und deren Koffern. Zur Sicherheit wird aber immer etwas mehr Treibstoff in die großen Tanks gefüllt, damit man eventuell verordnete Luftschleifen fliegen oder in einer Notsituation notlanden kann“, erklärt Co-Pilot Mark Hoiting während des „Outside Checks“. Da ist der Flieger bereits sicher in Spanien gelandet. 55 Minuten später hebt er wieder ab, zurück in die Landeshauptstadt. Da ist viel zu tun, aufräumen, nachtanken, ein erneuter Sicherheitscheck.
Da Pilot Schütt hin geflogen ist, wird er auf dem Rückflug Copilot Hoiting lediglich assistieren. Dreimal am Tag dürfte die Crew, die stets bunt zusammengewürfelt ist und sich erst am Morgen kennen lernt hat, insgesamt abheben. „Wegen der nachlassenden Konzentration aber nicht mehr“, erläutert der aus den Niederlanden stammende Hoiting.
Die Arbeit der Piloten bleibt für die Passagiere so meist im Verborgenen. Umso schöner ist es, dass sie heute einen Einblick in ihren Traumjob über den Wolken haben geben können.
Julian Willmes , Niklas Köster , Klasse: 8 a , Otto-Hahn-Gymnasium , Monheim