Dortmund/Bochum. An wen können sich eigentlich Menschen wenden, die plötzlich von einer HIV-Infizierung erfahren oder den Virus schon lange in sich tragen? In Dortmund ist es die AIDS-Hilfe, für die sich auch Ehrenamtliche engagieren. Im Zeus-Interview erzählt eine Ehrenamtliche über ihren Alltag.

Rita V. arbeitet ehrenamtlich bei der Aidshilfe Dortmund e.V. Die 62-jährige betreut und unterstützt Menschen, die mit HIV/AIDS infiziert sind und seelische Unterstützung benötigen. Im Zeus-Interview sprach sie über ihren Alltag und ihre Erfahrungen.Im Jahre 2011 entschied sie sich, sich ehrenamtlich als Betreuerin bei der Aidshilfe Dortmund e.V. zu engagieren.

Warum haben Sie sich überhaupt dazu entschieden, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Ich habe es in der Zeitung gelesen, dass dort ehrenamtliche Mitarbeiter gebraucht werden. Ich wollte einfach nur helfen und meinen Beitrag leisten, um soziale Probleme in der Gesellschaft zu beheben. Diese Menschen brauchen einfach diesen seelischen Beistand, wenn sie mit diesem Virus infiziert sind. Und außerdem arbeite ich gerne mit Menschen zusammen. Egal, ob jung oder alt.

Wie verläuft denn so ein normaler Arbeitstag?

Der Arbeitstag beginnt mit einer Besprechung mit den amtlichen und ehrenamtlichen Betreuern. Wir tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse mit unseren Kollegen aus. Das trägt dazu bei, dass wir aus diesen Erfahrungen lernen um noch erfolgreicher bei unserer Arbeit zu werden. Unsere Patienten treffen sich dann in einem extra für sie eingerichteten Café bei der Aidshilfe in Dortmund. Es sind so im Durchschnitt zehn Patienten anwesend. Daraufhin stoßen wir zu den Patienten und haben ein Ohr für ihre jeweiligen Probleme. Diese Bedürfnisse sind ziemlich unterschiedlich. Es gibt Menschen, die wollen einfach nur in Gesellschaft spazieren gehen und ihren Alltag besprechen. Doch es gibt auch ziemlich junge Menschen, die es sehr schwer haben und ihre Situation allein und ohne professionelle Hilfe nicht verarbeiten können. Dann leiten wir sie natürlich an unsere Sozialpädagogen weiter. Aber in der Regel sitzen wir im Café, besprechen ihre Probleme und versuchen, sie mental und psychisch aufzubauen. Wir zeigen ihnen, dass sie nicht einsam sind und helfen ihnen, die Situation und den Virus seelisch zu verarbeiten.

Was sind Ihre bisher traurigen und schönen Momente gewesen?

Es ist einfach unbeschreiblich schön, wenn durch die Gespräche ein Lächeln bei den Betroffenen hergezaubert werden kann und ich merke, dass sie wieder so langsam Gefallen am Leben finden. Natürlich ist es auch schön, wenn sie die Hilfe annehmen, die ich und meine Kollegen ihnen bieten. Denn es ist oft auch der Fall, dass wir abgewiesen werden. Traurige Momente sind für mich, wenn sehr junge Menschen betroffen sind. Sie sind oft nicht aufgeklärt. Sie sind mit HIV infiziert, aber denken sehr oft, dass sie sterben werden und sind am Boden zerstört.

Wie viele Patienten/Betroffene behandeln Sie in der Regel?

Wir sind um die fünf ehrenamtliche Mitarbeiter. Und ich betreue in der Regel zwei Patienten am Tag.

Zum Schluss, Frau V., was sind Ihre Wünsche? Oder möchten Sie von sich aus noch etwas hinzufügen?

Nach meinen Erkenntnissen und Erfahrungen, die ich gesammelt habe, wird viel zu wenig über HIV und AIDS berichtet, ob in der Schule oder in den Medien. HIV und AIDS sind Tabuthemen. Mit Plakaten und Bildern ist das Problem nicht zu lösen. Die jungen Menschen müssen aufgeklärt werden. Wir müssen zusehen, dass Themen wie die Immunschwäche HIV oder Geschlechtskrankheiten Bestandteil des Schullehrplanes werden. Wir brauchen noch viel mehr ehrenamtliche Mitarbeiter. Viele Menschen haben Angst, oder es ist einfach fremd ,sich ehrenamtlich in so einem Verein zu engagieren. Dennoch sage ich: Habt keine Angst. Diese Menschen brauchen Hilfe. Sie brauchen seelischen Beistand.

Lavinia Vollmer
Klasse 12GT2

Fritz-Henßler-Berufskolleg

Dortmund