Schwerte/Holzwickede. . Zeus-Reporterin Laura Ebel ist fasziniert vom Hobby ihres Vaters und Großvaters: Beide züchten Brieftauben und lassen diese an Flugwettbewerben teilnehmen. Sie weiß: Als Taubenzüchter muss man vieles beachten.

Es ist Samstagmittag und die Taubenzüchter Martin und Heinz Ebel stehen im Garten und gucken in den Himmel. Plötzlich ruft einer der beiden: „Da kommt Eine!“ Es handelt sich um eine Brieftaube. Sie ist wieder da, 248 Kilometer von Schweinfurt zurück in die Schwerter Heimat hat sie hinter sich gebracht.

Tags zuvor hatten sich alle Züchter der RV Schwerte wie jede Woche in der Einsatzhalle getroffen. RV ist die Abkürzung für Reisevereiningung. Dort wurden 1704 Tauben der 51 Brieftaubenzüchter im Verein in einen großen Kabinenexpress – so nennt sich der LKW, in dem die Tauben transportiert werden, geladen. Am späten Abend fuhr der Wagen los ins 248 Kilometer entfernte Schweinfurt. Am Samstagmorgen wurden die Tauben dann um 8.45 Uhr alle gleichzeitig losgelassen.

Wer hat die schnellste Taube?

Das Ziel: Die Tauben sollten möglichst schnell zurück zum Heimatschlag fliegen. Um 11.35 Uhr erreichte die erste Taube von Heinz und Martin Ebel ihren Taubenschlag. Jede Taube trägt einen Ring um den Fuß, der bei ihrer Ankunft von einem sogenannten „Tipes-Gerät“ gescannt wird. So ist es den Züchtern möglich, die genauen Ankunftzeiten der Tiere zu bestimmen.
Nach dem Flug werden die Tipes-Geräte eingesammelt und die Ergebnisse ausgewertet. Nach ein paar Stunden wird im Internet veröffentlicht, welche Tauben von welchen Züchtern am schnellsten waren.

Auch das Training für diese Flüge gehört zum Taubensport, damit die Tauben überhaupt eine so weite Strecke fliegen können. Dafür geht Taubenzüchter Martin Ebel jeden Abend nach draußen, um die Tauben fliegen zu lassen. „Die Dauer der Trainingsflüge variiert von Mal zu Mal, da die Tiere zum Beispiel bei Regen oder zu großer Hitze weder so lange fliegen können, noch wollen“, sagt Martin Ebel.

Reserven für die kalte Jahreszeit

Der Züchter fängt etwa drei Wochen vor Beginn der Reisesaison an, die Tauben zu trainieren, damit sie später fit sind. Im Winter werden die Tauben aufgrund der vielen Greifvögel nicht trainiert. Dafür werden sie aber mehr gefüttert als im Sommer, da sie in der kalten Jahreszeit zwar einige Reserven haben dürfen, bei Preisflügen jedoch überschüssiges Gewicht über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Wasser bekommen sie natürlich immer gleich viel.

Nach der Reisesaison findet eine Siegerehrung statt. Dort werden die Züchter mit den besten Ergebnissen für ihre Leistung geehrt.

Donnerstagsabend treffen sich die Züchter des kleinen Vereins „Heimattreue Opherdicke“ zum Erfahrungsaustausch.
In jedem großen Verein (hier: RV Schwerte) gibt es solche kleinen Untervereine mit je fünf bis sechs Mitgliedern. In der RV Schwerte gibt es rund 15 kleine Vereine, die meist nach den Wohnorten der Züchter aufgeteilt sind. Oft organisieren diese kleinen Vereine auch einmal im Jahr eine Taubenausstellung. Dort werden die besten und schönsten Tauben des kleinen Vereines ausgestellt, eine Tombola veranstaltet und jede Menge Getränke und Speisen verkauft.

Jungtauben fliegen um die Wette

Nach der Hauptreisesaison gibt es noch eine weitere Reisesaison speziell für die Jungtauben aus dem vorherigen Winter. Diese findet von Anfang August bis Mitte September statt. Damit dies so funktioniert, ist es wichtig, dass die Tauben immer gegen Ende des Jahres Junge bekommen, die dann im folgenden August ihre ersten Preisflüge absolvieren können.

Tauben haben geringe Ansprüche an ihren Brutplatz und legen meist ein bis zwei Eier. Wenn die kleinen Täubchen sechs oder sieben Tage alt sind, werden sie beringt. „Wir müssen darauf achten, dass die Tauben nicht zu klein sind, weil sonst der Ring ganz leicht wieder abrutschen kann. Wichtig ist aber auch, dass sie noch nicht zu groß sind, da wir den Ring sonst nicht mehr über den Fuß gezogen bekommen“, sagt Heinz Ebel.

Seit 70 Jahren Taubenzüchter

Man muss also jeden Tag nachgucken, wie groß die Tauben schon sind, damit man genau den richtigen Moment erwischt, um den Ring, der durch eine Nummer der Identifizierung der Taube dient, über den Fuß des Kükens zu ziehen.

„Wenn man es einem Tag vergisst, kann es schon zu spät sein“, erklärt Heinz Ebel.Schon seit 70 Jahren ist der 83-jährige Brieftaubenzüchter und kennt sich bestens aus. Nach etwa drei Wochen im elterlichen Nest, werden die kleinen Tauben auf den Boden des Schlags gesetzt, da sie mittlerweile schon ein eigenes Gefieder entwickelt haben und nicht mehr die Wärme der Eltern benötigen. Gefüttert werden die Täubchen auch weiterhin. Wenn sie alt genug sind, sich alleine zu versorgen, kommen sie in komplett getrennte Volieren.

Zum Abschluss unseres Geprächs betont Heinz Ebel noch einmal, weshalb ihm der Taubensport so viel bedeutet: „Der Sport bietet mir das nahezu perfekte Gleichgewicht zwischen sportlichem Wettbewerb und Kontakt mit meinen Tieren. Ich werde den Sport so lange betreiben, wie es mir möglich ist.“

Na dann: „Gut Flug“.

Laura Ebel, Klasse 8b, Clara-Schumann-Gymnasium, Holzwickede