Lünen.

Ein Junge wird von zwei Jugendlichen beschimpft. Sie schubsen ihn zwischen sich hin und her. Das Ehepaar auf der anderen Straßenseite schaut kurz herüber. Dann wendet es den Blick wieder ab. Helfen sie dem Jungen? – Nein!

Eine Szene, die anscheinend immer gewöhnlicher wird. Wegschauen, dass kann die heutige Gesellschaft gut. Sich darauf ausruhen, dass sie nichts damit zu tun haben. Sie sind nicht betroffen. Würden sie eingreifen, könnte ihnen etwas zustoßen.

Von dem Wort „Zivilcourage“ scheinen sie noch nichts gehört zu haben. Einfach übersetzt bedeutet Zivilcourage „bürgerlicher Mut“. Wer also in der Öffentlichkeit mutig ist und sich für jemanden einsetzt, dem sagt man Zivilcourage nach.

Passanten ansprechen

Mutig sein beginnt schon damit, nicht wegzuschauen. Natürlich nutzt es dem Opfer nicht, wenn sich weitere Menschen in Gefahr bringen. Von daher sollte man zuerst versuchen, die Lage zu erfassen. Alleine kann man oft nicht viel ausrichten, gerade Kinder sind gegen Jugendliche oder Erwachsene hilflos und doch können sie dazu beitragen, dass geholfen wird.

Zum Beispiel können leicht andere Passanten auf die Szene aufmerksam machen. Wenn man Leute direkt anspricht, fühlen sie sich eher betroffen und werden auch schneller helfen. Versucht man es also beispielsweise mit einem „Hey! Sie mit dem grünen Pullover, könnten Sie bitte die Polizei rufen?“ wird dem Opfer sicherlich eher geholfen.

Die Polizei zu rufen, ist sehr wichtig. In allen europäischen Ländern ist die Notrufnummer 112. Sollte man kein Handy zur Hand haben, ist es hilfreich einen Passanten zu fragen. In öffentlichen Verkehrsmitteln ist außerdem meistens ein roter Notknopf zu finden. Er ist da, um den Fahrer zu alarmieren, wenn etwas passiert. Entsprechend sollte er auch benutzt werden.

Nicht zu helfen, macht einen zum Mittäter. Dieses kann mit einer Geld- oder sogar einer Gefängnisstrafe geahndet werden.

Angst vor Verletzungen

Die Menschen haben einfach Angst. Sie haben Angst einzugreifen und sich zu verletzen. Geht man als Beispiel voran, wird dies besonders geschätzt, doch eigentlich sollte es selbstverständlich sein.

Zivilcourage bedeutet nicht nur, anderen zu helfen, sondern auch ein Miteinander. Setzt man sich für Schwächere ein und sagt einfach mal seine Meinung, wenn über jemanden hergezogen wird, beweist man auch Zivilcourage.

Es kann vorkommen, dass man sich dadurch unbeliebt macht, doch ist es das nicht wert? Das Gefühl, jemandem zu helfen, ist weitaus schöner, als sich von etwas zu distanzieren. Fängt man an, seine Meinung zu sagen, bleibt man selten lange allein. Denn selbst die, die über jemanden herziehen, könnten nicht auf die Frage antworten, wieso sie dies tun und würden auch nicht gerne in dessen Position sein.

Dem Jungen, der zum Opfer der Jugendlichen geworden ist, könnte also leicht geholfen werden. Doch bisher ist niemand gekommen, der dies tut. Ein ähnlicher Fall ereignete sich vor etwa einem Monat an der Steinstraße. Ein Jugendlicher wurde vor einem Haus zusammengeschlagen. Mit vielen Wunden und Verletzungen, unter anderem am Kopf, kam er ins Krankenhaus. Doch so weit muss es doch erst gar nicht kommen. Wird sich also wohl noch jemand für den Jungen einsetzen und ihm helfen?

Teresa Kleine-Frauns, Klasse 8a, Gymnasium Lünen-Altlünen